Alle Daten sind gleich, manche sind gleicher ...

Netzneutralität ist ein Begriff, der den meisten Internetnutzern nicht viel sagen dürfte – obwohl sie täglich nutzen, was er bezeichnet. Netzneutralität bedeutet, dass alle Daten im Netz allen Nutzern zur Verfügung stehen. Jeder kann also dasselbe lesen, sehen, hören oder kommentieren wie alle anderen User. Ist doch klar? Nein, leider nicht.

Diese Netzneutralität ist in den USA nämlich gerade abgeschafft worden. Die US-Regierung unter Donald Trump hat abgesegnet, dass die Kommunikationsbehörde FCC (Federal Communications Commission) mit Hilfe eines Tricks die Gleichheit beendet hat. Bisher galten die Internet Service Provider als Telekommunikationsdienste und mussten alle Daten befördern, genau wie Telefongesellschaften alle Gespräche und die Post alle Briefe unabhängig vom Inhalt vermitteln bzw. austragen muss. Nun gelten die Internet Service Provider als "Informationsdienste" – und schon können sie selbst entscheiden, welche Inhalte sie zu welchen Bedingungen weiterleiten möchten.

Die Folgen kann man sich ausmalen: Gegen zusätzliche Gebühren werden bestimmte Angebote schneller geliefert. Andere Inhalte wird es gar nicht mehr geben, weil der Provider Nachrichten über bürgerschaftliches Engagement für uninteressant hält und wegen seiner Katzenallergie keine Katzenvideos ausliefern möchte. Diese Beispiele mögen an den Haaren herbeigezogen sein, doch sie zeigen, in welche Richtung es in Zukunft geht.

Wer finanzstark ist und mit seinem Angebot im Mainstream liegt, hat bessere Chancen als alle Anbieter, die Randgruppenthemen bedienen, wenig Geld für Marketing zur Verfügung haben oder neue Apps und Angebote entwickelt haben. Aber auch die großen wie Google oder Microsoft können sich nicht sicher fühlen. Wenn einer von ihnen genug dafür zahlt, könnte es einem Internet Service Provider einfallen, dessen Suchmaschine als einzige anzubieten und die des Konkurrenten zu ignorieren.

Kritiker werfen der FCC vor, mit ihrer Attacke auf die Netzneutralität einen Angriff auf die Redefreiheit zu führen. Der Internetnutzer bezahle für einen Anschluss, der ihm nicht mehr alles liefert, was das Netz zu bieten hat. Stattdessen wird er von seinem Provider nur mit Daten versorgt, die diesem genehm sind. Wer schon einmal eine Kreuzfahrt gemacht hat, kennt das bereits: Auf den Schiffen kann man Internetpakete buchen, die je nach Preis nur den Zugang zu sozialen Netzwerken oder auch zu Nachrichtenportalen anbieten.

In Europa gilt die Netzneutralität noch. Doch auch hier befürchten Experten, dass sie in Gefahr geraten könnte. Denn auch hier sind Provider daran interessiert, bestimmten Datenlieferanten bessere Bedingungen anzubieten, wenn sie dafür bezahlen. Mit der neuen Lage in den USA bekommen die Lobbyisten neue Argumente und können Druck auf Abgeordnete in der EU ausüben, auch hier die Regeln zu lockern.

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