Wo hinterlässt mein Kind eigentlich persönliche Daten?

Ob über Smartphone, Tablet, Konsolen oder PC: Die Online-Welt ist zu großen Teilen darauf ausgelegt, möglichst viele Daten zu erfassen. Dabei geht es einerseits darum, nutzerfreundlicher zu werden – vor allem aber darum, Geld zu verdienen.

Daten, die direkt abgefragt und wissentlich eingegeben werden

In direkter Ansprache werden Kinder aufgefordert persönliche Angaben zu machen, zum Beispiel bei Anmeldungen oder Gewinnspielen. Sie sollen ihren Namen, Adresse, E-Mail, Alter, Telefonnummer, Hobbys oder Vorlieben eintragen.

In Chats, Netzwerken und Mitmachangeboten wird viel Persönliches gepostet, was auch wieder für Firmnen auswertbar ist: Texte, Fotos oder Videos.

Daten, die im Hintergrund unbemerkt erfasst und hinterlassen werden

Beim Surfen, bei Facebook oder beim Spielen an Smartphone, Tablet oder PC werden Nutzerdaten gesammelt: die Anzahl und Dauer der Besuche, einzelne Seitenaufrufe und vieles weitere. Auch Standorte lassen sich erfassen und auswerten. Für die Nutzer geschieht das meist unbemerkt. 

Auch viele Spiele-Apps speziell für Kinder gehen leider nicht sorgsam deren Daten um. Das sind oft auch solche Angaben, die für das Spiel gar nicht notwendig sind. Selbst bekannte Spiele, wie zum Beispiel "Pokémon Go" oder "Minecraft", erheben mehr Daten als nötig – und geben diese an Werbenetzwerke weiter. Aus Datenschutzsicht ist das sehr bedenklich.

Wie wichtig ist es Ihnen, dass Schulen mehr über Datenschutz im Internet unterrichten?

Das Kind soll vorsichtig sein mit seinen Daten – wie bringen Eltern ihm das bei?

Privat und öffentlich

Erklären Sie Ihrem Kind zunächst den Unterschied zwischen privat und öffentlich: Das Private ist das Eigene, das, was nicht alle wissen sollen oder dürfen über mich. Öffentlich sind die Dinge, die alle Menschen über mich erfahren können.

Fragen Sie Ihr Kind, was es auf einem öffentlichen Platz über sich verraten würde. Hat es Bedenken zu erzählen, was oder wen es besonders mag? Oder wann es traurig ist, wann nachdenklich? Zeigen Sie, dass das Internet wie dieser öffentliche Platz ist: Nicht immer bekommen alle alles mit, was jemand über sich erzählt. Aber es gibt Personen, die das Gesagte weitergeben. Und so können sich auch Texte, Bilder und Videos online verbreiten – und mehr Menschen zugänglich werden, als man eigentlich vorhatte.

Möchte sich Ihr Nachwuchs manchmal in sein Zimmer zurückziehen? Wenn ja, teigen Sie ihm, dass es auch im Netz etwas Gutes sein kann, mal einfach für sich zu sein. Privatsphäre ist wichtig! Und jeder hat ein Recht darauf – auch die Jüngeren!

Persönliche oder personenbezogene Daten

Nachname, Adresse, Telefonnummer, die Schule – alles, was Rückschlüsse auf eine Person zulässt, geht nicht jeden etwas an. Sind diese Angaben einmal über Handy oder Smartphone verschickt oder im Internet veröffentlicht, können auch Fremde auf sie zugreifen. Sie wissen dann, wer hinter einer persönlichen Äußerung oder einem vielleicht etwas peinlichen Bild steckt – und nutzen dies zum Nachteil des Kindes aus. Der Datenschutz betrifft also auch das Kind selbst. Das sollte ihm klar sein! 

Hinzu kommt: Es ist fast unmöglich, das Persönliche wieder ganz aus dem Internet zu nehmen – das Internet hat ein langes Gedächtnis! Auch wenn die Tochter ein Video wieder löscht, kann es sein, dass andere das Video schon kopiert haben und es woanders wieder zeigen. Das gilt im Übrigen für Seiten im Internet wie YouTube ebenso wie für Apps auf dem Smartphone.

Regeln 

Verabreden Sie Regeln für die Nutzung von Handy, Tablet, Konsolen und PC. Die Eingabe persönlicher Daten sollte - wenn überhaupt - nur nach Absprache mit Ihnen erfolgen. Erklären Sie, warum das wichtig ist und welche Folgen es haben kann, zu offen mit Informationen aus seinem Privatleben umzugehen. 

Vorbild sein

Welche Dienste nutzen Sie selbst? Was veröffentlichen Sie über sich? Wo und wie? Gerade Facebook (und damit auch WhatsApp) und Google sehen Datenschützerinnen und -schützer sehr kritisch. Wie Eltern selbst mit den persönlichen Daten im Netz umgehen, wie genau Eltern bei Apps für das Smartphone auf die Bedingungen für die Nutzung achten – der Nachwuchs bekommt das recht genau mit! Leben Sie den verantwortungsvollen Umgang mit dem Privaten vor – und erklären Sie ihrem Kind, warum Sie das tun.  

Wie kann das Kind vermeiden, dass andere an seine Daten kommen?

Einstellungen und Berechtigungen

Schützen Sie die Daten Ihres Kindes durch Einstellungen und Berechtigungen. Überprüfen Sie die Einstellungen und Berechtigungen, bevor Ihr Kind neue Apps herunterlädt. Einige Apps fragen nach sensiblen Informationen wie dem Standort oder dem Adressbuch. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind ausschließlich Apps herunterlädt, die tatsächlich notwendige Daten erfordern. Wenn möglich, wählen Sie Apps mit Datenschutzfunktionen und Privatsphäreoptionen. Erwägen Sie die Verwendung eines Passwortmanagers, um komplexe Passwörter zu generieren und zu speichern. Diese Tools bieten eine sichere Möglichkeit, Passwörter zu verwalten und zu organisieren.

Sind Ihre Smartphones, Tablets und Computer kindersicher?

Sie möchten Computer, Tablet, Spielkonsole und Smartphone sowie einzelne Dienste und Apps kindersicher einstellen? Auf Medien-kindersicher.de finden Sie Informationen und Tipps dazu!

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Passwörter  

Ein starkes Passwort schützt persönliche Daten vor fremdem Zugriff. Passwörter sollten mindestens 12 Zeichen lang sein und aus einer Kombination aus Groß- und Kleinschreibung, Zahlen und Sonderzeichen bestehen. Sie sollten regelmäßig geändert werden und leicht zu erratende Informationen wie Geburtsdaten oder einfache Wörter vermeiden. Für jedes Konto sollten unterschiedliche Passwörter verwendet werden, um das Risiko eines Datenmissbrauchs zu minimieren, falls ein Konto kompromittiert wird. Die Verwendung wiederholter Passwörter erhöht dieses Risiko.

Hier können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Sicherheit eines Passworts prüfen bzw. ein sicheres Passwort erstellen:

Bewusste Auswahl der Angebote

Kaum jemand kann den Aufwand leisten, jede App mitsamt ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) genau zu prüfen. Greifen Sie daher auf kindgerechte, hochwertige und vertrauenswürdige Spiele und Angebote im Netz zurück. Für die Auswahl neuer und unbekannter Angebote ziehen Sie die Empfehlungen von Bewertungsdiensten hinzu (Linktipps unten). 

Tipp: Viele beliebte Apps gehen leider nicht sehr sorgsam mit den personenbezogenen Daten der Nutzer um. Diskutieren sie daher gemeinsam die Vor- und Nachteile. Klären Sie darüber auf, wo bedenkliche Aspekte sind, damit zumindest ein Bewusstsein für den Datenschutz entsteht und Ihr Kind nicht unbedarft und naiv Eingaben tätigt. 

Spieletipps & Lernsoftware

Das Internet-ABC bietet über 900 kuratierte Spiele für Kinder von 5-12 Jahren. Von spannenden Abenteuerspielen bis zu lehrreicher Lernsoftware – wir helfen bei der Auswahl für Computer, Tablet, Konsole und Smartphone. Zusätzlich geben wir wertvolle Tipps für sicheres Spielen und Lernen am Bildschirm!

Jemand hat Fotos mit meinem Kind darauf veröffentlicht – was können Eltern tun?

  1. Finden Sie heraus, wer die Texte, Videos oder Fotos veröffentlicht hat.
  2. Nehmen Sie Kontakt zu dieser Person auf und bitten Sie darum, die Inhalte zu löschen.
  3. Zeigt die Person keine Einsicht, informieren Sie den Anbieter der Seite oder des Sozialen Netzwerks.

Bei Anbietern mit Sitz in Deutschland

  1. Verlangen Sie, dass die Daten gelöscht werden. Hat der Anbieter seinen Sitz in Deutschland, ist er rechtlich dazu verpflichtet. Kontaktieren Sie den Anbieter.
  2. Die Adresse finden Sie in der Datenschutzerklärung, im Impressum oder über denic.de.
  3. Schildern Sie den Vorfall und bitten Sie um Löschung der Daten.

Bei Anbietern mit Sitz im Ausland

  1. Versuchen Sie das oben beschriebene Vorgehen. Jedoch ist der Anbieter ggf. rechtlich nicht zur Löschung verpflichtet. Daher kann es sehr schwierig sein, Inhalte sperren oder löschen zu lassen.
  2. Holen Sie Rat und Hilfe bei den öffentlichen Beratungsstellen.
    Datenschutzaufsichtsbehörden:
    https://www.datenschutzkonferenz-online.de/datenschutzaufsichtsbehoerden.html
    Verbraucherzentralen: 
    https://www.verbraucherzentrale.de/beratung
  3. In extremen Fällen können (juristische) Fachkräfte beauftragt werden.
  4. Beachten Sie zu dieser Frage auch die folgende Checkliste!

Checkliste für Kinder und Eltern: Erste Hilfe bei Datenmissbrauch

Im Fall von Datenmissbrauch sollten Eltern schnell und überlegt handeln. Hier sind die Schritte, die unternommen werden können:

  1. Vertrauen zum Kind schaffen: Wenn Ihr Kind mit peinlichen Bildern oder unangenehmen Erlebnissen im Netz konfrontiert wird, ist es wichtig, dass es sich Ihnen anvertraut. Wenn Ihr Kind über Online-Erlebnisse spricht, hören Sie aufmerksam zu, ohne sofort zu urteilen. Ermutigen Sie es, offen über seine Online-Aktivitäten zu sprechen, und stellen Sie gezielte Fragen, um zu verstehen, was es im Internet erlebt und mit wem es im Kontakt ist. Ebenso wichtig ist es, dass Sie Ihre eigenen Bedenken und Erfahrungen teilen, um eine gemeinsame Gesprächsbasis zu schaffen. Betonen Sie, dass es sich ohne Angst vor Strafen an Sie wenden kann, und versichern Sie ihm, dass es keine Schuld trifft. Ihre Unterstützung ist entscheidend!
     
  2. Quellenrecherche: Finden Sie heraus, wer die Daten, Informationen, Bilder oder Videos veröffentlicht hat, um gezielt gegen die Täterinnen oder Täter vorzugehen.
     

  3. Kontakt mit der Person aufnehmen: Setzen Sie sich höflich mit der Person in Verbindung, die die Inhalte veröffentlicht hat, und bitten Sie um Löschung der Inhalte, während Sie die Gründe für Ihr Anliegen erklären.
     

  4. Kontakt mit Anbietern: Wenn die betroffene Person nicht kooperiert, kontaktieren Sie den Anbieter der Website oder Plattform, auf der die Inhalte veröffentlicht wurden, und fordern Sie die Entfernung der unerwünschten Inhalte.
     

  5. Meldetools nutzen: Nutzen Sie spezielle Meldetools in Sozialen Medien, um den Vorfall den Plattformbetreibenden zu melden und unangemessene Inhalte schnell zu entfernen.
     

  6. Löschantrag stellen: Beantragen Sie bei großen Suchmaschinen die Entfernung falscher oder beleidigender Informationen aus den Suchergebnissen, auch bekannt als "Recht auf Vergessen".
    Informationen aus Google entfernen:  
    https://support.google.com/websearch/troubleshooter/3111061?hl=de
     

  7. Offizielle Stellen einschalten: Sollten die vorherigen Schritte nicht erfolgreich sein, können Sie sich an offizielle Stellen wie Datenschutzbeauftragte oder die Polizei wenden. Diese Fachkräfte können rechtliche Schritte einleiten, um den Datenmissbrauch zu stoppen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
    Links zu den Onlinewachen bzw. zu den Kontaktdaten der Landespolizeien: 
    https://www.bka.de/DE/KontaktAufnehmen/Onlinewachen/onlinewachen_node.html

Daten gemeinsam schützen!

Damit Ihr Kind auf seine Daten achtet, braucht es ein Verständnis darüber,

  • was Daten sind und was sie über einen Menschen verraten,
  • warum es wichtig ist, diese Daten für sich zu behalten und zu schützen,
  • was der Unterschied zwischen "privat" und "öffentlich" ist,
  • was das Kind niemals im Internet über sich verraten sollte und
  • wo es im Internet Spuren hinterlässt.

Diesen Fragen können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind nachgehen: im Lernmodul zum Thema "Datenschutz". 

Regeln spielerisch im Vertrag festhalten

... das funktioniert gut mit einem Mediennutzungsvertrag zwischen Eltern und Kindern:

Zahlen und Fakten zum Thema "Datenschutz"

Für die KIM-Studie 2022 wurden in ganz Deutschland zwischen dem 2. September und 21. Oktober 2022 insgesamt 1.219 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren und deren primäre Erziehungsperson befragt. Hier sind die Schlüsselergebnisse, bezogen auf den Datenschutz der Kinder:

Kindererfahrungen im Internet: 

  • 9 % der 6- bis 13-Jährigen hatten Probleme durch digitale Verbreitung von Bildern, Videos oder Nachrichten.
  • Probleme steigen mit dem Alter (6-7 Jahre: 1 %, 8-9 Jahre: 4 %, 10-11 Jahre: 11 %, 12-13 Jahre: 20 %).

Art der Probleme:

  • 30 %: Peinliche Fotos oder Videos.
  • 22 %: Nacktfotos/Pornografisches.
  • 13 %: Verbreitung falscher Informationen im Freundeskreis.

Eltern in Sozialen Netzwerken:

  • 1/3 der Eltern teilen Fotos, Videos oder Informationen über ihre Kinder online.
  • 2/3 haben klare Familienregeln für das, was online gepostet werden darf.

Datenschutzpraktiken der Eltern:

  • 69 % ändern Einstellungen, um ihre Daten zu schützen.
  • 61 % überprüfen, wie Apps mit Daten umgehen und suchen nach sicheren Alternativen.

Einstellung zum Datenschutz:

  • 47 % der Eltern bevorzugen kostenpflichtige Apps für Datenschutz.
  • 47 % bevorzugen kostenlose Apps, akzeptieren jedoch Datenaustausch als Gegenleistung.

Dies sind Ergebnisse der KIM-Studie 2022 (Kindheit, Internet, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR). Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Kinder in Deutschland ab. 

Kindern Datenschutz vermitteln?

Ein Interview mit Frederick Richter, Vorstand der Stiftung Datenschutz. Der Experte leitet die von der Bundesrepublik Deutschland gegründete Stiftung, deren Aufgabe die Förderung des Privatsphärenschutzes ist.

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