Nach Meinung von Kindern und Jugendlichen beschäftigen sich Eltern viel zu oft mit dem Smartphone

Die "Digital Diaries 2015", eine internationale Studie des IT-Sicherheitsunternehmens AVG, hat untersucht, wie sich Smartphones auf das Familienleben auswirken. Die Ergebnisse stimmen traurig. Denn nicht zuletzt könnten diese als ein Armutszeugnis der jetzigen Elterngeneration und ihrer medialen Vorbildfunktion für ihren Nachwuchs ausgelegt werden.

An der Online-Befragung haben bis Juni über 6.000 Kinder zwischen 8 und 13 Jahren und ihre Eltern aus insgesamt neun Ländern teilgenommen, um die Wechselwirkung zwischen der Eltern-Kind-Beziehung und der Smartphone-Nutzung ihrer Erziehungsberechtigten zu untersuchen. Befragt wurden Eltern und Kinder aus Australien, Brasilien, Kanada, aus der Tschechischen Republik, Frankreich, Deutschland, Neuseeland, Großbritannien und aus den USA. Die Durchführung der Untersuchungen übernahm das Marktforschungsinstitut "Research Now".

Eltern beschäftigen sich viel zu oft mit dem Smartphone

Dies haben 54 Prozent der Acht- bis Dreizehnjährigen angegeben. 36 Prozent der teilnehmenden Kinder gaben zudem an, dass sie sich vernachlässigt fühlen, weil sich ihre Eltern durch das Smartphone ablenken lassen. Dass ihre Eltern dem Mobilgerät mehr Aufmerksamkeit schenken als ihrem Nachwuchs, glauben selbst 32 Prozent der Kinder.

Dabei sind sich fast ein Drittel (28 Prozent) der befragten Eltern ihres nicht-vorbildlichen Medienverhaltens bewusst. Und die Hälfte aller Eltern (52 Prozent) ist sich darin einig, dass sie die digitalen Medien zu häufig nutzen.

Vorbild und Aufklärung, Vertrauen und Regeln = Medienerziehung

In der Medienerziehung geht es auch um Wertevermittlung. Gerade Eltern stehen in der Pflicht und Bringschuld, ihre Kinder durch ein beispielhaftes Vorleben auf dem Weg zu einem souveränen, reflektierten Medienumgang zu begleiten. Sie sollten über die eigenen und gemeinsamen Medienrealitäten sprechen und gemeinsam Regeln für die Mediennutzung aushandeln. Hilfreich kann hierbei der Mediennutzungsvertrag von Internet-ABC und klicksafe sein (Link siehe unten).

Das Wissen um die Relevanz der elterlichen Vorbildfunktion ist keine neue Erkenntnis. Sie wird lediglich durch weitere Studienbefunde untermauert. Zu ähnlichen Resultaten kommt übrigens auch die jüngst veröffentlichte DIVSI-U9-Studie, der zufolge Eltern in der Medienerziehung eine Monopolstellung einnehmen.

Schlechtes Vorbild und Überbehütung

Besonders interessant sind die Befunde der oben genannten Studie in Verbindung mit anderen Erkenntnissen. So haben die Langzeitstudien des multinationalen Forschungsverbunds "EU Kids Online" gezeigt, dass deutsche Eltern im internationalen Vergleich besonders besorgt sind, was mögliche Risiken im Internet betrifft. Dies führt häufig zu einem überbehütenden Verhalten.

Die Kinder selbst sehen dagegen weit weniger Gefahren. Daher lautet eine der Hauptempfehlungen der EU Kids Online-Studie, "Kinder zu ermutigen, (…) etwas Neues zu versuchen und zu entdecken, was das Internet für sie auch Gutes bieten kann." (Uwe Hasebrink, Professor für Empirische Kommunikationsforschung und Mitglied im Direktorium des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung an der Universität Hamburg)


Über AVG

Nach eigener Angabe des IT-Unternehmens nutzen über 200 Millionen User und Unternehmen weltweit die Produkte und Dienste von AVG, über 100 Millionen von ihnen auf Mobilgeräten (Stand: März 2015). Gegründet wurde AVG im Jahr 1991. Der Firmenhauptsitz befindet sich in Amsterdam/Niederlanden.
Über EU Kids Online

Die Fördermittel des Projekts stammen vom "Safer Internet Programm" der Europäischen Kommission. Weitere Drittmittelgeber sind der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) und die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM). Unter der Federführung von Prof. Dr. Uwe Hasebrink und Dr. Claudia Lampert hat das Hans-Bredow-Institut gemeinsam mit dem mpfs das deutsche Teilprojekt EU Kids Online durchgeführt.

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