Über "Sicher im Netz" – dem Podcast der Polizei im Rhein-Erft-Kreis

Spätestens wenn Kinder das erste Mal einen Computer oder ein Smartphone mit Internetzugang benutzen, stellen sich Erziehende die Frage: Sind die Kinder sicher im Netz? Wie kann man sie vor sexuellen Belästigungen in Chats oder Kontakten zu Fremden in Sozialen Medien und Online-Spielen schützen? 

Mit diesen Fragen beschäftigen sich Martina Rautenberg, Kriminalhauptkommissarin und Fachkraft für medienpädagogische Elternarbeit, und Reiner Temburg, Kriminalhauptkommissar und Ermittler gegen Kinderpornografie, in ihrer täglichen Arbeit.

Gemeinsam haben sie den Podcast der Polizei im Rhein-Erft-Kreis "Sicher im Netz" ins Leben gerufen. Der Podcast soll über Gefahren und Schutzmaßnahmen im Netz aufklären. In diesem Expertengespräch erfahren Sie, wie Sie Kinder für Gefahren im Netz sensibilisieren und ein vertrauensvolles Verhältnis aufgebauen können. Denn eines schon vorab: Die Angst vor Strafen führen eher zu Verheimlichungen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Polizei-Podcast zu starten?

Rautenberg & Temburg: Kinder und Jugendliche sind heutzutage deutlich länger und häufiger im Internet aktiv, als je zuvor. Sie sind dadurch auch in einem höheren Maße den Risiken und Gefahren des Internets ausgesetzt und es kommt vermehrt zu Straftaten im Zusammenhang mit der Nutzung des Internets.

Bei unserem kriminalpräventiven Podcast bauen wir daher auf Aufklärung. Informierte Kinder werden seltener zu Opfern und vertrauen sich öfter ihren Eltern an. Schulen, Eltern und andere Erziehungsverantwortliche haben mit "Sicher im Netz – Die Polizei im Rhein-Erft-Kreis – Dein Podcast" eine fundierte Grundlage Themen, die das Internet betreffen mit Kindern und Jugendlichen zu besprechen.

Uns als Polizei ist es sehr daran gelegen so viele Kinder und Jugendliche wie möglich mit dem Podcast zu erreichen. Das Medium Podcast ist jederzeit abrufbar. Die Episoden können von Lehrkräften im Unterricht genutzt werden oder zuhause von Eltern, um mit ihren Kindern ins Gespräch zu kommen. Das ist sogar überregional möglich, denn die Themen sind überall präsent.

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Warum adressieren Sie in Ihrem Podcast nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder?

Rautenberg & Temburg: Zum Schutz der Kinder ist fundiertes Wissen über die Risiken und Gefahren wichtiger denn je. Natürlich könnten die aufgeklärten Eltern ihr Wissen dann an ihre Schützlinge weitergeben.

Oftmals hören wir aber von Eltern, Lehrkräften und anderen Erziehungsverantwortlichen, dass Kinder und Jugendliche bestimmte Informationen besser aufnehmen, wenn Außenstehende, also in unserem Fall die Polizei, aufklären und Tipps geben.

Wenn wir als Kriminalbeamte in den Unterricht gehen, berichten wir auch aus unserer Praxis. Wir glauben, dass die Kinder hierdurch ihr Gefahrenradar schärfen. Hinzu kommt, dass manche Kinder sich bei schambesetzten Themen nicht trauen, Erwachsenen Fragen zu stellen. Der Podcast kann hier als Ergänzung dienen und Antworten geben.

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Welche Themen interessieren die Kinder besonders, wenn Sie Seminare an Schulen geben – und welche Themen werden von den Schulen am meisten nachgefragt?

Rautenberg & Temburg: Die Schülerinnen und Schüler sind an vielen polizeilichen Themen interessiert. Da ein Großteil der Schülerschaft mittlerweile Messengerdienste nutzt, haben die Kinder und Jugendlichen im Bereich Internetsicherheit immer sehr großes Interesse. Alle Schülerinnen und Schüler, die einen Messenger nutzen, kennen auch den damit verbundenen Stress. Man wird ungewollt in Gruppen hinzugefügt oder entfernt, erhält Massen an Nachrichten in Klassengruppen, empfängt auch Inhalte die Angst machen oder sogar verboten sind.

Beispielsweise kennt jeder Kettenbriefe. Solche Inhalte machen den meisten Schülerinnen und Schülern allerdings Angst. Deshalb werden Kettenbriefe oft weitergeschickt, ohne zu wissen, dass man sich dabei unter Umständen auch strafbar machen könnte. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn Inhalte, wie Gewalt, Extremismus, Pornographie oder auch sogar Kinderpornographie abbilden.

Schulen fragen verschiedene kriminalpolizeiliche Themen an. Cybermobbing und Cybergrooming liegen bei der Themenwahl meistens ganz weit vorne.

Der Kontakt zu Fremden im Netz über Messengerdienste, soziale Netzwerke oder Chats bei Onlinespielen sorgen auch in den Unterrichtseinheiten für großen Gesprächsbedarf. Ist man in einer Messenger Gruppe, in der man nicht alle Teilnehmenden kennt, kann man auch von diesen Fremden angeschrieben werden.

Alle Schülerinnen und Schüler kennen den Spruch ihrer Eltern: "Geh nicht mit Fremden mit!" Dass Pädokriminelle jedoch im Netz Kontakt zu Kindern suchen, da sie dort in der Regel "alleine anzutreffen" sind, ist für viele Schülerinnen und Schüler gar nicht real.

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Welche sind die meistgehörten Podcastfolgen und haben Sie eine Vermutung, weshalb?

Rautenberg & Temburg: Die erfolgreichsten Episoden sind "Cybergrooming" und "Kinderpornographie im Klassenchat". Über Kinderpornographie und die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen im Internet wird in den Medien immer wieder berichtet. In dem Bereich sexualisierte Gewalt wird derzeit viel mehr präventiv unternommen, als noch vor einigen Jahren. Da bietet sich die Nutzung der Podcasts natürlich an, um Kinder und Jugendliche erreichen und zu sensibilisieren.

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Was sind Ihre drei wichtigsten Tipps im Umgang mit Aufklärung von Kindern?

Rautenberg & Temburg: Tipp 1 – Wissen kann schützen: Menschen, die Kinder und Jugendliche aufklären sollten selbst gut informiert sein. Erfahrungsgemäß lassen sich Unsicherheiten vor Kinder und Jugendlichen nicht verheimlichen. Man sollte die Gefahren beim Namen nennen und nicht drum herum reden. Antworten Sie ehrlich, allerdings ohne dem Kind zu viel Angst zu machen.

Tipp 2 – Unterstützen Sie Ihre Kinder: Das Internet ist ein Tor zur kompletten Erwachsenenwelt. Die jüngsten Userinnen und User sollten anfangs begleitet werden. Diese Begleitung ist vergleichbar mit dem Teilnehmen am Straßenverkehr. Auch dabei wurde zunächst der Schulweg eingeübt, bevor das Kind alleine zur Schule gegangen ist. Sobald das Kind dann alleine im Netz unterwegs ist, muss es aufgeklärt sein, sodass es Gefahren erkennen kann.

Tipp 3 – Führen Sie vertrauensvolle Gespräche: Es ist wichtig mit den Kindern und Jugendlichen im Gespräch zu bleiben, sich für das Online-Verhalten der Kinder zu interessieren und Vertrauen aufbauen. Kinder und Jugendlichen sollten sich Eltern oder Lehrpersonen bei Bedarf jederzeit anvertrauen können. Das muss den Kindern vorher schon vermittelt werden. Zeigen Sie den Kinder und Jugendlichen, dass sie auf erwachsene Bezugspersonen zählen können, wenn Hilfe benötigt wird oder es Gesprächsbedarf gibt. Erfahrungsgemäß trauen sich einige Kinder nicht zu erzählen, weil sie Angst vor Strafen haben. Nehmen wir ihnen vorher diese Angst, haben wir schon ganz viel erreicht.

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