Planung und Durchführung eines Elternabends: Arbeitsschritte - Materialien - Linktipps

Medienerziehung ist eine Aufgabe! Und was für eine!

Eltern haben im digitalen Alltag zuhause ganz schön zu tun: Ständig müssen sie sich informieren, Neues lernen und die Mediennutzung(szeiten) in der Familie aushandeln. Medien sind in vielen Familien ein nervenaufreibendes Thema und Eltern häufig verunsichert.

Medienpädagogische Elternabende setzen hier an und geben Eltern konkrete Hilfestellungen und Informationen an die Hand, wie eine sinnvolle Medienerziehung in ihrer Familie gelingen kann. Gleichzeitig werden Eltern dafür sensibilisiert, welchen Stellenwert Medien eigentlich im Familienleben einnehmen (sollten).

Eltern werden bestärkt, sich selbst mit den Internetanwendungen vertraut zu machen und ihre Kinder auf die vielfältigen Möglichkeiten bei der Nutzung des Internets vorzubereiten. Sie tauschen sich aus, lernen die Angebote des Internet-ABC kennen und werden in ihrer Handlungssicherheit gestärkt.

Die einzelnen Schritte

Vorbereitung

Die wichtigsten Planungspunkte sind in einer Checkliste (Material 1, siehe Spalte rechts) zusammengefasst.

Inhaltliche Vorbereitung

Wer das Mediennutzungsverhalten von Kindern zum Thema macht, sollte zunächst bei sich selbst beginnen und seine eigene Mediennutzung kritisch hinterfragen. Als Referentin oder Referent begegnen Sie Eltern und Kindern glaubwürdig, wenn Sie sich den gestellten Fragen selbst stellen und Sie einen eigenen Standpunkt vertreten. Aufgaben der Medienerziehung lassen sich mit einer eigenen Haltung offen und auch humorvoll beleuchten und diskutieren. Das bietet eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit mit Eltern.

Um Chancen und Risiken für Kinder im Internet einschätzen zu können, ist es notwendig, sich grundlegend über das Online-Verhalten von Kindern und Jugendlichen zu informieren. Themen wie "Recherchieren im Netz", "ungeeignete Inhalte", "Werbung", "Abzocke" und "Datenschutz" gehören unbedingt dazu. Einen guten Überblick bieten die Basisstudien zum Stellenwert der Medien im Alltag von Kindern und Jugendlichen (KIM- und JIM-Studien) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (siehe Material 5: Linkliste).

Ebenso ist es hilfreich, die aktuellen Lieblingsangebote von Kindern zu kennen - und zu wissen, was sie daran fasziniert! Dabei geht es keineswegs darum, alles über diese Angebote zu wissen. Sinnvoll ist ein Überblick. Video-Tutorials und Fachartikel zu Ihnen unbekannten Angeboten können helfen, auf Fragen der Eltern vorbereitet zu sein.

In der Linkliste (Material 5) finden Sie Seiten, die sowohl pädagogischen Fachkräften als auch Eltern Informationen liefern.

Raum, Technik und Material

Um Lernmodule des Internet-ABC zu präsentieren und gemeinsam Online-Angebote ansehen zu können, werden Internetzugang und Präsentationsmöglichkeit, also ein Beamer oder ein Whiteboard, benötigt. Sind alle Kabel vorhanden? Boxen und ein Mehrfachstecker da? Im Vorfeld empfiehlt es sich, das Zusammenspiel aller eingesetzten Geräte zu testen.

Zu einer offenen Gesprächsatmosphäre trägt auch die Raumgestaltung bei. Idealerweise sind die Stühle im Halbkreis oder in einem "U" gestellt, sodass sich alle anschauen können und ebenso der Blick zur Präsentationswand frei ist. Bewährt hat es sich, über ausgehängte Bilder, Fotos oder Sprüche zum Thema Gesprächsanlässe für die Eltern zu schaffen. Eventuell gibt es auch Getränke und Knabbereien. Zettel, Karteikarten und Stifte sollten bereit liegen. 

Einladung

Ziel des Elternabends ist es, Eltern darin zu bestärken und zu ermutigen, ihre Kinder bei den ersten und zweiten Schritten im Netz zu begleiten. Dabei geht es vor allem darum, zu einem gemeinsamen Medienhandeln zu animieren und eine positive offene Haltung zu Internet und Mediennutzung zu vermitteln.

Der Elternabend darf Spaß machen – und das kann man ruhig in der Einladung schon sehen!

Die Einladungen können gemeinsam mit den Kindern gebastelt und später an die Eltern verteilt werden. Collagen aus Zeitschriften und Werbeblättern eigenen sich sowohl für Plakate als auch für  Einladungen. Kinder können ihre "Medien-Helden", ihre Lieblingsfiguren aus YouTube oder Spielen dazu malen. Das ist dann bereits medienpraktische Arbeit und die Bilder sind eine tolle Dekoration und gleichzeitig ein Gesprächsanlass beim Elternabend.

Für den Text steht ein Formulierungsvorschlag bereit (Material 2).

Begrüßung und Einstieg (10 Minuten)

Zu Beginn des Elternabends begrüßen Sie die Eltern, vermitteln, dass es toll ist, dass die Anwesenden sich die Zeit genommen haben und klären Sie die Rahmenbedingungen. Ein kurzer Überblick über den organisatorischen Ablauf des Abends ist wesentlich. Wann endet der Abend? Sind Pausen geplant? Usw.

Die anwesenden Eltern sollten herzlich zum Mitmachen eingeladen werden. Eltern sind Expertinnen und Experten in eigener Sache und ihre (medien-)pädagogischen Erfahrungen und ihr Wissen sind wertvoll. Fordern Sie Eltern dazu auf, passende Erfahrungen aus dem eigenen Erziehungsalltag zum Thema beizutragen und sich auszutauschen.

Alle sollten wissen, dass es an diesem Abend keine Belehrungen oder Erziehungsrezepte gibt. Vielmehr geht es darum, sich gemeinsam und konstruktiv zu den oftmals schwierigen Fragen der Medienerziehung und zum Umgang mit dem Internet auseinanderzusetzen.

Inhaltlicher Einstieg

Zur Einführung ins Thema, gleichsam als Aktivierung und "Eisbrecher", eignen sich auflockernde Methoden wie zum Beispiel Filmclips zum Thema Internet- und Mediennutzung. (Beispiele siehe Material 3)

Ein Stimmungsbild gibt einen thematischen Überblick des Abends: Bereiten Sie Statements zum Thema vor und fordern Sie die Teilnehmer auf, bei Zustimmung zu den Aussagen aufzuzeigen. Nach jeder Aussage haben Sie die Möglichkeit, kurz etwas zu sagen.

Vorschläge für Aussagen:

  • Ich habe ein Smartphone!
  • Ich bin tagsüber immer online.
  • Für mich gibt es klare handyfreie Zeiten.
  • Meine Suchmaschine ist immer Google.
  • Ich bin schon mal in eine "Abo-Falle" getappt.
  • Mein Smartphone ist voller Apps. Viele brauche ich gar nicht.
  • Ich spiele online.
  • Es gibt Fotos von mir im Internet.

Tipp: Sie können die Statements auch visualisieren und auf große Plakate schreiben oder an die Wand projizieren.

Handlungs- und Informationsmöglichkeiten mit dem Internet-ABC (20 Minuten)

Die Lernmodule des Internet-ABC erklären Kindern, Eltern und Lehrkräften spielerisch die Grundlagen der Internetnutzung, sensibilisieren für Risiken und zeigen gleichzeitig die kreativen Potenziale, die das Netz bietet.

Jedes Lernmodul widmet sich dabei einem Schwerpunktthema, zum Beispiel "Umgang mit Smartphones und Tablets", "Werbung", "Chatten (WhatsApp u. a. )", "Videos (YouTube)" oder "Suchmaschinen". Eltern erfahren, wie sie gemeinsam mit ihren Kindern auf Entdeckungstour gehen können.

Darüber hinaus bieten die Elternseiten des Internet-ABC weitergehende Informationen über Chancen und Risiken bei der Internetnutzung von Kindern und zu aktuellen Medienentwicklungen.

Stellen Sie den Eltern diese Angebote vor. Direkte Nachfragen sollten möglich sein, bei Bedarf auf später vertrösten. Die Links zu den genannten Beispielen sind in der Linkliste (Material 5) zusammengestellt.

Überblick Lernmodule

Geben Sie den Eltern zunächst einen Überblick über die Lernmodule auf der Kinderseite und führen Sie anschließend einzelne Angebote mit Übungen und Videos vor. Nachfolgend werden Ihnen Vorschläge für eine Auswahl zur Präsentation gegeben.

Hinweis: Zu allen Lernmodulen stehen im Bereich für Lehrkräfte viele Materialien für den Unterricht bereit.

1. "Surfen und Internet – so funktioniert das Internet"

Wie unternehmen Kinder die ersten Schritte im Internet? Und wie funktioniert das Internet überhaupt? Diese und weitere Fragen klärt der Bereich "Surfen und Internet – so funktioniert das Internet" in vier Modulen mit kindgerechten Übungen und Rätseln.

Im Modul "Unterwegs im Internet – so geht's" lernen Kinder die ersten Schritte im Internet. Grundlegende Begriffe, also buchstäblich das ABC des Internets, werden erklärt. 

Das Modul "Suchen und Finden im Internet" hilft, richtig zu recherchieren. Das Internet steckt voller Informationen: Texte, Bilder, Videos. Leider sind diese oft nur schwer zu finden – und nicht alles ist für Kinder geeignet. "Percys Recherche-Ratgeber" gibt zudem Tipps zum effektiven und kindgerechten Recherchieren von Informationen im Netz.

Immer wichtiger wird das Thema "Mobil im Internet – Tablets und Smartphones", da auch schon viele Kinder im Grundschulalter ein Handy besitzen. Einzelne Funktionen werden hier ebenso erklärt wie die Tücken und Gefahren des mobilen Internets.

2. "Mitreden & Mitmachen - selbst aktiv werden!"

Kommunizieren, diskutieren, sich präsentieren ist Kindern und Jugendlichen sehr wichtig. Die Lernmodule dieses Bereichs zeigen, worauf sie bei der Nutzung von E-Mails und Messenger (WhatsApp) achten sollten.

Auch das Thema "Online-Spiele" sollte Beachtung finden, gerade bei Eltern von Jungen, die zumeist deutlich mehr am Bildschirm spielen als Mädchen. Kinder erfahren hier zum Beispiel, warum es überhaupt Alterskennzeichen gibt und warum Spiele mit Chats gefährlich werden können.

3. "Achtung, die Gefahren! – So schützt du dich"

Cybermobbing, Betrug und Abzocke, Viren und Würmer, aber auch verschiedene Formen der Werbung können Kindern Sorgen und Angst machen. In diesen Lernmodulen lernen die Kinder die Gefahren kennen und wie sie diese umschiffen können.

Mit dem Modul "Lügner und Betrüger im Internet" zum Beispiel lernen sie, die Tricks von Datenklauern oder Schwindlern zu durchschauen, und bekommen konkrete Verhaltensregeln. Ermuntern Sie die Eltern dazu, diese Regeln mit ihren Kindern immer wieder zu besprechen und umzusetzen. Kinder sind darauf angewiesen, ihre Eltern jederzeit ansprechen zu können, wenn ihnen etwas Merkwürdiges im Internet begegnet.

4. "Lesen, Hören, Sehen - Medien im Internet"

Die Lernmodule in diesem Themenbereich befassen sich mit den unterschiedlichen Arten der Medien im Internet: Musik, Filme, Online-Zeitungen und mehr. Aufgezeigt wird auch, worauf Kinder beim Umgang mit diesen Medien achten sollten.

Die beiden Lernmodule "Text und Bild – kopieren und weitergeben" und "Filme, Videos und Musik – was ist erlaubt?" zeigen auf, dass nicht alles, was man im Internet machen kann, auch erlaubt ist. Bei Texten, Filmen und Musik müssen u. a. die Urheberrechte beachtet werden! Angesprochen werden auch die auch von jüngeren Kindern schon genutzten Apps bzw. Internetseiten YouTube, Instagram, TikTok und Snapchat.

Weitere Angebote für Kinder und Eltern:

Hausaufgabenhelfer
Kindgerechte Linktipps zu allen Schulfächern bereichern den Unterricht und den Übungsalltag zuhause. So können Kinder über den Schulfachnavigator beispielsweise zum Unterricht passende Zahlenrätsel lösen, Filme ansehen oder Orthografie trainieren.

Surfschein-Quiz und Surfschein
Ihr neu erworbenes Wissen können alle mit dem Surfschein des Internet-ABC testen: Hier kann sozusagen der "Führerschein für das Internet" gemacht werden! Kräftemessen nach Maß ist möglich: Kinder können gegeneinander antreten – oder auch gegen ihre Eltern!

Das Quiz bietet einen schnelleren Zugang zu den Fragen und Antworten, der "größere" Surfschein ist eher spielerisch aufgebaut und benötigt mehr Zeit.

Informationen für Eltern

Stellen Sie den Eltern auch die Elternseiten des Internet-ABC vor. Hier gibt es umfangreiche Informationen rund um die Medienerziehung: Regeln, Gefahren und Schutz, Hinweise zu Smartphones und Apps, Empfehlungen für Online-Angebote etc.

Nach den Erläuterungen zum Internet-ABC können Sie auch selbst Stellung beziehen. Ermuntern Sie die Eltern, ihre Aufgabe in Sachen Medienerziehung ernst- und wahrzunehmen, ihren Kindern ein verlässlicher Ansprechpartner zu sein und ihnen zu helfen, starke Persönlichkeiten zu werden, die sich überall – auch im Internet – sicher bewegen können.

Machen Sie auch Ihren Standpunkt als Institution klar. Medienerziehung ist eine Querschnittsaufgabe und am sinnvollsten in Erziehungspartnerschaft von Eltern und Schule umsetzbar.

Fragensammlung und Flüstergruppen (15 Minuten)

Anschließend bitten Sie die Anwesenden um eine Fragensammlung. Jeder notiert jeweils eine Frage zum Thema "Kinder und Internet", die ihm auf der Seele brennt auf einer Karte, die am Platz bereitliegt.

Die Karten werden eingesammelt und gut sichtbar aufgehängt. Dabei können Sie sortieren und die Fragen Themenkomplexen zuordnen.

An der Pinnwand entstehen "Themencluster": da geht es beispielsweise bei mehreren Fragen um Nutzungszeiten, bei anderen um Gefahren für Kinder im Internet, bei weiteren um Datenschutz, technische Sperren, Konsum oder altersgerechte Angebote.

Fordern Sie die Eltern nun auf, sich in Kleingruppen mit je etwa fünf Personen zusammenzufinden. Jede Gruppe sucht sich einen Themenkomplex aus und diskutiert die Fragen dazu. Folgende Hinweise können dabei helfen:

  • Welche eigenen Erfahrungen gibt es zu der Thematik?
  • Welche Lösungsvorschläge gibt es?
  • Welche Hilfestellung wäre wünschenswert?

Die Antworten können auf den bereitliegenden Blättern notiert werden. Sollte eine Gruppe früher fertig sein, steht es ihr frei, noch eine weitere Fragestellung zu bearbeiten.

Hinweis: Beteiligen Sie sich aktiv nur geringfügig am gruppeninternen Austausch. Die Eltern sollten ihre persönlichen Erfahrungen, Ideen und Bedürfnisse zunächst untereinander besprechen können. Um ein Gespräch zu aktivieren, könnten Sie aber gezielt nach eigenen Erfahrungen fragen.

Vorstellung der Ergebnisse / Plenum (30 Minuten)

Die Gruppen stellen nacheinander ihre Ergebnisse vor. Dabei können die Fragen im Plenum diskutiert werden.

Heftige Diskussionen oder Fragen, die an dieser Stelle nicht zu klären sind, können Sie notieren, um sie zu einem späteren Zeitpunkt aufzugreifen. Eine nicht beantwortete Frage ist aber immer auch ein Ansporn, sich zu informieren. Verweisen Sie auf nützliche Links und Informationsmöglichkeiten.

Abschluss / Feedback (10 Minuten)

Mit einer abschließenden Frage in die Runde: "Was nehmen Sie mit nach Hause?" veranlassen Sie die Anwesenden noch einmal kurz dazu, für sich selbst ein Resümee zu ziehen und Ihnen eine Rückmeldung zu geben.

Falls Sie sich ein schriftliches Feedback wünschen, sollte es unbedingt in wenigen Minuten auszufüllen sein. Ein Beispiel für einen einfachen Feedback-Bogen finden Sie im Material 4.

Zum Abschluss kann auf ausliegende Informationsmaterialien hingewiesen werden, die die Eltern mitnehmen können.

Hinweis: Sämtliche Materialien des Internet-ABC sowie weitere Broschüren können über die Landesmedienanstalten bezogen werden. Sind diese nicht vorrätig, kann zumindest der Download in Anspruch genommen werden. Der entsprechende Link ist ebenfalls in der Linkliste aufgeführt (Material 5). Falls Sie Broschüren für die Eltern bestellen möchten, beachten Sie die Lieferzeit von circa zwei Wochen.

Der Abend endet mit einer Verabschiedung und dem Dank fürs aktive Mitmachen.


Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle NRW e.V. (www.ajs.nrw.de).

Autorin: Anke Lehmann