Chaträume im Internet: Web-Chat
Überblick
- Wo kommt mein Kind mit Chats in Berührung?
- Ab wie viel Jahren sollte mein Kind chatten dürfen?
- Gibt es kindersichere Chats?
- Was ist zu beachten, wenn mein Kind chatten möchte? Was kann passieren, wo liegen mögliche Gefährdungen?
- Was kann ich tun, wenn mein Kind im Chat beleidigt, bedrängt oder belästigt wird?
- Skype und WhatsApp - Sind solche Angebote etwas für Kinder?
- Was ist "YouNow"?
- Führen die gebräuchlichen Abkürzungen in Chats zu Rechtschreibproblemen?
Web-Chats - Chaträume im Internet

Geredet oder geschrieben wird auch im Internet, am Computer oder Smartphone. Bloß, dass es hier "chatten" heißt und ein bisschen anders funktioniert. Das, was man sagen möchte, gibt man per Tastatur ein und macht es mit einem Klick für die anderen Chat-Teilnehmenden sichtbar. Beim Videochat wird die geschriebene Sprache noch durch eine Live-Ansicht ergänzt.
Chatten funktioniert unabhängig davon, wo die Gesprächspartnerinnen und -partner sich befinden, denn gechattet wird online. Allerdings müssen sich die Teilnehmenden - wie im "wirklichen" Leben - auf einen Treffpunkt einigen - und das sind die Chatrooms, Chats oder Messenger. Im Internet existieren etliche Chats, in denen über die unterschiedlichsten Themen geplaudert wird: Musik, Haustiere, Gesundheit, Geld oder Liebe.
An dieser Stelle sollen die wichtigsten Fragen zu Web-Chats, zu Chaträumen im Internet, beantwortet werden.
Wo kommt mein Kind mit Chats in Berührung?
Im Internet können Kinder über verschiedene Kanäle auf Chats stoßen. Chatten lässt sich im Web-Chat, der "klassischen" Form des Chats: Dieser steht eher für sich, relativ unabhängig von anderen Funktionen.
Über diese Web-Chats hinaus gibt es verschiedene Chatoptionen im Internet, die von Eltern auf den ersten Blick nicht gleich gesehen werden: In Onlinespielen sind häufig auch Chats integriert, insbesondere in Multiplayerspielen und Social Games. Chat-Funktionalitäten finden sich außerdem in Communitys und Sozialen Netzwerken, wie z. B. Facebook.
Gechattet werden kann auch über Messenger, die auf dem Computer installiert werden, oder über Messenger-Apps, die auf Smartphones und mobilen Geräten eingerichtet werden. Bekanntestes Beispiel dafür ist WhatsApp.
Ab wie viel Jahren sollte mein Kind chatten dürfen?
Pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten. Es kommt zum einen darauf an, wie medien-, schreib- und lesekompetent Ihr Kind ist, und zum anderen wo und wie es chattet.
Ein Chat mit mehreren Teilnehmenden erfordert hohe Aufmerksamkeit, schnelles Lesen und Schreiben. Ein schriftlicher Chat eignet sich daher grundsätzlich erst ab Lesealter. Ein Zweier-Chat über einen Messenger oder ein erster E-Mail- oder SMS-Dialog mit Ihnen oder einer Vertrauensperson kann ein Einstieg für Kinder im Grundschulalter sein.
Wichtiger ist die Frage, wo Ihr Kind chattet und ob es die nötigen Sicherheitsregeln kennt und anzuwenden versteht. Für unerfahrene Kinder sind ausschließlich moderierte Chats zu empfehlen. Erst später, wenn die wichtigsten Sicherheitsregeln verinnerlicht sind, kommen gegebenenfalls auch andere Chaträume in Frage.
Gibt es kindersichere Chats?
Gute Kinderchats werden stets von einer Moderation begleitet. Moderatorinnen und Moderatoren können sich inhaltlich einschalten, die Gesprächsführung übernehmen oder aber komplett vormoderieren. Vormoderieren heißt: Sie wählen die Chatbeiträge, die für alle öffentlich sichtbar erscheinen sollen, vorher aus. Sie haben auch die Möglichkeit, Kinder, die die Regeln missachten, aus dem Chat zu verbannen. Für moderierte Chats gibt es meist festgelegte Zeiten, da das Moderationsteam verständlicherweise nicht rund um die Uhr verfügbar ist. Jüngere Kinder sollten grundsätzlich keinen Eingang in unmoderierte Chaträume erhalten. Sie sind in betreuten Kinder-Chats und -Communitys am besten aufgehoben. Leider gibt es mittlerweile nur noch einen guten Live-Chat für Kinder beim KiKA zu ausgewählten Sendungen.
- Zu den KiKA-Chatregeln: https://www.kika.de/live/chat/regeln-kika-chat-102
Was ist zu beachten, wenn mein Kind chatten möchte? Was kann passieren, wo liegen mögliche Gefährdungen?
Genauso wie Eltern in der realen Welt über den Freundeskreis und Treffpunkte ihrer Kinder informiert sind, sollten sie auch deren Lieblingsorte im Internet kennen. Denn obwohl die Kinder scheinbar geschützt zu Hause an ihrem Computer sitzen, können sie beim Chatten Risiken und Gefahren ausgesetzt sein.
Da die Teilnehmende in den Chats anonym sind, kann sich ein Erwachsener als Kind oder Jugendlicher ausgeben und so versuchen, das Vertrauen eines Kindes zu erschleichen, um auf diese Weise familiäre Details und die Adresse zu erfahren oder sich zum wirklichen Treff zu verabreden.
Aber auch im Chat selbst kann es zu unschönen Erlebnissen kommen. Die meisten Plaudereien drehen sich um recht belanglose Dinge, doch auch Themen wie Flirten und Sex stehen hoch im Kurs. Sexuelle Belästigungen und Übergriffe im Chatdialog können Kinder verwirren und ängstigen.
Deswegen sind moderierte Kinderchats unbedingt empfehlenswert.
Wahlweise lässt sich in manchen Web-Chats auch nur mit einzelnen Chatteilnehmern kommunizieren (in der Chattersprache "flüstern") oder separate Chaträume (Separées oder Seps) einrichten. Solche Separées sollten für Kinder tabu sein. Die Gefahren, die hier bei unmoderierter Zweierkommunikation lauern, sind zu groß.
Praxistipps:
- Klären Sie Ihr Kind über mögliche Gefahren und Risiken der Online-Kommunikation auf.
- Begleiten Sie es beim ersten Chatten und wählen Sie gemeinsam ein Angebot aus. Beachten Sie dabei, ab wie viel Jahren der anvisierte Chatraum bzw. Spiel oder Messenger zugelassen ist.
- Kinder, die oft und gerne Online-Spiele spielen, in denen Kommunikationsmöglichkeiten stecken, sind nur schwer von diesen Chats fernzuhalten. Für Eltern ist dies nicht einfach zu kontrollieren. Achten Sie darauf, auf welchen Seiten, Spielen und Netzwerken sich Ihr Kind aufhält und überprüfen Sie die jeweiligen Sicherheitseinstellungen.
- Überprüfen Sie, ob der Chat gut moderiert wird.
- Bleiben Sie mit Ihrem Kind im Gespräch; gerade mögliche Negativerlebnisse sollte Ihr Kind Ihnen anvertrauen können, ohne Angst vor Bestrafung zu haben.
Was kann ich tun, wenn mein Kind im Chat beleidigt, bedrängt oder belästigt wird?
Sprechen Sie ruhig und verständnisvoll mit Ihrem Kind und motivieren Sie es, genau von dem Chat-Erlebnis zu erzählen. Haben Sie ein offenes Ohr für Fragen, Sorgen oder Ängste Ihres Kindes. Sind Belästigungen vorgefallen, sollten diese möglichst dokumentiert werden.
5 Empfehlungen: So gehen Sie vor, wenn jemand Ihr Kind im Internet belästigt
- Sichern Sie rechtssichere Screenshots des Chats oder Audioaufnahmen von Sprachnachrichten. Sie sind wichtige Beweismittel, wenn Sie Anzeige erstatten. Das Material sollte auf keinen Fall das Endgerät des betroffenen Kindes verlassen und von dort aus auch zur Anzeige gebracht werden.
- Anleitung für einen rechtssicheren Screenshot:
https://hateaid.org/rechtssichere-screenshots/
- Anleitung für einen rechtssicheren Screenshot:
- Verlassen Sie erst dann mit Ihrem Kind den Chat.
- Erstatten Sie Strafanzeige.
- Telefonisch und bei der örtlichen Polizeiwache:
https://www.polizei.de/Polizei/DE/Home/home_node.html
- Online bei Ihrer Internetwache der Polizei:
https://www.bka.de/DE/KontaktAufnehmen/Onlinewachen/onlinewachen_node.html
- Telefonisch und bei der örtlichen Polizeiwache:
- Blockieren Sie den Account des Täters und melden Sie das Profil an die Plattform nach Rücksprache mit der Polizei.
- Suchen Sie Ihrem Kind und sich psychologische Betreuung und eine juristische Beratung.
- Hilfe-Portal sexueller Missbrauch: Unter 0800 22 55 530 kann sich jede und jeder kostenlos, vertraulich und anonym von psychologisch und pädagogisch ausgebildeten Fachkräften mit langjähriger Erfahrung im Umgang mit sexualisierter Gewalt beraten lassen. Telefonisch montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr, dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr.
https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/startseite
- Safe im Recht: Die kostenlose und vertrauliche Jugendrechtsberatung durch juristische und psychologische Fachkräfte, erreichbar montags, mittwochs und freitags zwischen 11-13 Uhr und 18-20 Uhr per Chat.
https://www.safe-im-recht.de/
- Hilfe-Portal sexueller Missbrauch: Unter 0800 22 55 530 kann sich jede und jeder kostenlos, vertraulich und anonym von psychologisch und pädagogisch ausgebildeten Fachkräften mit langjähriger Erfahrung im Umgang mit sexualisierter Gewalt beraten lassen. Telefonisch montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr, dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr.
Skype und WhatsApp - Sind solche Angebote etwas für Kinder?
Anders als der Webchat funktioniert der Chat im kleinen Kreis mit einem speziellen Programm, einem Messenger, den man im Internet kostenlos herunterlädt, wie z.B. Skype - oder aber mit einer Messenger-App.
Der Messenger zeigt an, welche Kontakte gerade online sind, um ihnen direkt eine Nachricht zu schicken. Messenger sind auch oft Teil von Netzwerken und Communitys und ermöglichen dort einen schnellen Chat-Austausch zwischen den Mitgliedern.
Messenger gab es früher nur für den Computer, heute haben die meisten Anbieter auf mobile Kommunikation umgestellt. Messenger-Apps für Smartphone und Co., wie z.B. WhatsApp, erleben einen Boom. Die meisten gehen dabei über den Zweier-Dialog hinaus und ermöglichen auch die Kommunikation in Gruppen. WhatsApp ist für Kinder nur bedingt geeignet und laut AGB seit Februar 2024 ab 13 Jahren erlaubt.
Was ist "YouNow"?
YouNow ist eine Kombination aus Livestream und Chat. Auf der Plattform zeigt man sich der Onlinewelt im Livestream-Video und kann über einen angebundenen Livechat mit anderen Nutzenden in Kontakt treten. YouNow ist also kein Videochat, sondern eine Video-Streaming-Plattform mit Chatfunktion: Eine Person dreht und zeigt live das Video (und damit meist sich), der Rest chattet mit ihr.
Laut Nutzungsbedingungen ist YouNow ab 13 Jahren, es erfolgt aber keine Prüfung, so dass auch Jüngere hier unterwegs sind und sich über Webcam oder Handykamera öffentlich präsentieren.
Gerade Kinder und Jugendliche möchten hier möglichst viele "Likes" sammeln, positive Zustimmungs-Klicks der Zuschauer. Je mehr intime Details man preis gibt, umso höher ist wohl auch die Wahrscheinlichkeit, sich Likes zu verdienen - ein echtes Problem für Eltern und Pädagogen, die den jungen Nutzern Vorsicht und Datenschutz schmackhaft machen möchten.
Kinder und Jugendliche werden dazu verleitet, private Daten auszuplaudern und sich damit angreifbar zu machen.
Führen die gebräuchlichen Abkürzungen in Chats zu Rechtschreibproblemen?
Im Chat heißt es schnell schreiben und kurz ausdrücken, was man mitteilen möchte. Selbst für flinke Schreibende ist das Eintippen all dessen, was man sagen will, auf Dauer mühsam. Es muss schnell gehen.
Im Internet hat sich daher eine eigene Sprache entwickelt, die Akronyme und Spezialzeichen wie Smileys verwendet. Ein "LOL" beispielsweise steht für "Laughing Out Loud" und bedeutet, dass der Chatteilnehmende über eine Äußerung lachen muss. Verabschiedungen laufen mit einem CU (= "See You" = "Man sieht sich, bis bald!"), ein YOLO ("You Only Live Once" = "Genieß dein Leben!") steht für einen gut gemeinten Freundeszuruf. Daneben gilt oft auch: Schnelles Tippen geht vor Rechtschreibung.
Für Eltern muss beides nicht gleich ein Grund zur Sorge sein - wobei Expertinnen und Experten sich hier nicht einig sind. Die einen empfinden den eigenen Sprachstil in Chats als kreative Ausdrucksform. Die anderen sehen darin den Untergang unserer Schreibkultur. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen und wird vom Ausmaß (Dauer, Häufigkeit) des Chattens sowie vom Ausgleich durch alternatives ausführliches und korrektes Schreiben beeinflusst.


