Desinformation
Überblick
Desinformation kindgerecht erklären
Kinder wachsen heute mit digitalen Medien auf – sie sehen Videos, nutzen Suchmaschinen und begegnen dabei auch: Unwahrheiten. Doch wie erklären wir Grundschulkindern, was Desinformation ist – ohne sie zu verunsichern, aber mit dem nötigen Bewusstsein?
Was bedeutet Desinformation?
Desinformation bedeutet: Informationen werden absichtlich falsch oder verzerrt dargestellt – meist mit dem Ziel, Meinungen zu beeinflussen, Stimmung zu machen oder Verwirrung zu stiften. Anders als ein Irrtum geschieht das bewusst – zum Beispiel durch manipulierte Bilder, erfundene Zitate oder erfundene Geschichten in sozialen Medien, Messenger-Gruppen oder Videos.
Desinformation ist nicht immer sofort als solche erkennbar – gerade deshalb ist es so wichtig, schon in der Grundschule über dieses Thema zu sprechen.
Warum ist Desinformation ein Thema für die Grundschule?
Grundschulkinder sind zwar meist noch nicht auf TikTok, Instagram oder Nachrichtenseiten – aber sie sind schon digitale Entdeckerinnen und Entdecker. Ob über Online-Streaming, beim Spielen am Tablet oder beim Suchen für die Hausaufgaben: Kinder stoßen immer wieder auf Informationen, die ihnen Fragen aufwerfen. Und nicht selten: auf Inhalte, die verwirrend, beängstigend oder schlichtweg falsch sind.
Auch ohne eigenes Profil in sozialen Netzwerken schnappen sie viel auf – durch Gespräche mit älteren Geschwistern, im Freundeskreis oder über automatisch abgespielte Inhalte. Darum gilt: Medienkompetenz beginnt nicht erst in der weiterführenden Schule, sondern schon in der Grundschule.
Haben Ihre Schülerinnen und Schüler schon einmal fragwürdige Inhalte thematisiert?
Wo und wie wird Desinformation verbreitet?

Desinformation verbreitet sich besonders schnell dort, wo Gefühle zählen: in sozialen Netzwerken, Kommentarspalten, Messenger-Diensten und auf Videoplattformen. Was viele Klicks, Likes oder Kommentare bekommt, wird vom Algorithmus bevorzugt – und erreicht so noch mehr Menschen. Dabei gilt: Je emotionaler der Inhalt, desto größer die Reichweite.
Was für Erwachsene schon schwer zu durchschauen ist, ist für Kinder besonders herausfordernd: Sie kennen Mechanismen wie Filterblasen, virale Inhalte oder Clickbait noch nicht – und können noch nicht sicher zwischen Meinung, Werbung und Nachricht unterscheiden.
Unterrichtsideen zum Thema Desinformation
Schritt 1: Mit einfachen Worten beginnen
Kinder verstehen früh, dass nicht alles im Internet stimmt – sie brauchen jedoch eine klare, altersgerechte Erklärung.
So könnten Sie Desinformation erklären:
"Es gibt Menschen, die absichtlich Sachen ins Internet stellen, die gar nicht stimmen. Sie wollen, dass andere das glauben – manchmal als Scherz, manchmal, um etwas zu verkaufen, oder sogar, um andere zu erschrecken."
Schritt 2: Internet-Recherche üben
Bringen Sie den Schülerinnen und Schülern bei, wie sie selbst Meldungen auf den Wahrheitsgehalt prüfen können:
Schritt 3: Verlässliche Quellen für Kinder aufzeigen
Kinder brauchen Orientierung – auch im Internet. Denn Falschmeldungen können Kinder verunsichern oder sogar Angst machen – etwa wenn sie von Weltuntergang, gefährlichen Tieren oder seltsamen TikTok-Challenges lesen.
Situation
Thematisieren Sie aktuelle Nachrichten: Woher bekommen sie Informationen? Was lesen oder hören die Kinder im Alltag – etwa in der Familie, auf YouTube, in der Tagesschau, auf TikTok oder von Freundinnen und Freunden? Gemeinsam werden verschiedene Nachrichtenquellen verglichen und beurteilt.
Leitfragen
- Woher kommen Nachrichten?
- Was ist der Unterschied zwischen einer Meinung und einer Nachricht?
- Was bedeutet es, wenn etwas “recherchiert” wurde?
Ziel
Die Kinder lernen, zwischen Meinung und Tatsache zu unterscheiden. Sie erkennen, dass nicht jede Quelle im Internet gleich verlässlich ist. Sie erhalten Orientierung, welche Nachrichtenseiten kindgerecht und glaubwürdig sind und verstehen, warum recherchierte Informationen zuverlässiger sind als reine Behauptungen.
Zahlen und Fakten zu Desinformation
Laut der JIM-Studie 2023 sind 58 % der Jugendlichen im Monat vor der Befragung auf Fake News gestoßen – also bewusst falsche oder irreführende Inhalte.
Eine forsa-Umfrage (2024) ergab:
- Nur etwa 1 von 5 Menschen überprüft fragwürdige Inhalte mit Faktencheck-Webseiten.
- 89 % sorgen sich, dass Desinformation Wahlen beeinflussen kann.
- 86 % sehen Desinformation als Gefahr für die Demokratie.
- Fast die Hälfte (43 %) befürchtet, selbst auf Desinformation hereinzufallen.
Die Bertelsmann-Stiftung fand zudem heraus, dass zwar über die Hälfte der Menschen (57 %) zweifelhafte Inhalte durch eigene Recherche kontrolliert – aber nur 12 % nutzen gezielt Faktencheck-Angebote. Und: Viele unterschätzen die eigene Anfälligkeit. Während 70 % glauben, andere seien leicht beeinflussbar durch Fake News, halten sich selbst nur 16 % für gefährdet.
Was heißt das für pädagogische Fachkräfte?
Auch wenn Ihre Schülerinnen und Schüler noch nicht alles selbst im Internet lesen oder teilen: Sprechen Sie, früh über unwahre Inhalte und zeigen Sie im Unterricht, wie man Informationen hinterfragt.
Linktipps zu Desinformation
- Informationsseite der Landesanstalt für Medien NRW: www.quellevertraumir.de.
- Quiz zum Thema Deepfakes und Co. von klicksafe: https://www.klicksafe.de/materialien/deepfakes-und-co
- Quiz zum Thema Fake News von klicksafe: https://www.klicksafe.de/materialien/quiz-zum-thema-fake-news
- Der Faktenfinder der Tagesschau: https://www.tagesschau.de/faktenfinder
- Das Angebot #Faktenfuchs des BR: https://www.br.de/nachrichten/faktenfuchs-faktencheck,QzSIzl3
- Das Recherche-Unternehmen Correctiv: https://correctiv.org/
- Der Faktencheck der dpa: https://www.dpa.com/de/faktencheck#aktuelle-dpa-faktenchecks
- Der Verein Mimikama: https://www.mimikama.org/
- Der SWR Fakefinder Kids: https://kids.swrfakefinder.de/
- Der News Test zum Erkennen von Desinformation: https://der-newstest.de/