Der Einsatz von Medien im Unterricht ist mittlerweile fester Bestandteil von Lehrplänen und stößt allgemein auf Akzeptanz. So positiv diese Entwicklung zu bewerten ist, sie stellt viele Lehrkräfte noch immer vor große Herausforderungen. Der Fachartikel greift diese Problematik auf und unterstützt Lehrkräfte bei der Umsetzung von medienpädagogischen Projekten im Unterricht.

Die Realisierung von Medienprojekten in der Schule ist mit einer guten Organisation möglich und kann den Unterricht erheblich optimieren. Schritt für Schritt werden deshalb die verschiedenen Stationen der Planung und Durchführung eines eigenen Medienprojekts beschrieben. Jeder Abschnitt enthält Informationen, konkrete Arbeitsschritte und didaktische Empfehlungen. Zusätzlich gibt es eine Linkliste und weitere Materialien, die Lehrkräfte optimal auf das Projekt vorbereiten sollen. 

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1. Schritt: Konzeption

Konzept erstellen

Die erste große Hürde ist die Planung des eigenen Medienprojekts. Oft ist es bereits die Fülle an Themen und medialen Möglichkeiten, die Lehrkräfte von der Realisierung eines Medienprojekts abhält. Deshalb bietet es sich an, zu Beginn der Planung ein Konzept aufzustellen. Eine Vorlage dafür finden Sie am Ende dieses Artikels (Material 1). Das Konzept umfasst die wichtigsten Planungspunkte und kann während des gesamten Projekts als Leitfaden fungieren:

  • In welchem Fach soll das Medienprojekt durchgeführt werden?
  • Zu welchem Unterrichtsthema bietet sich ein Medienprojekt an?
  • Welche Kompetenzen sollen in dem Projekt ausgebildet werden?
  • Welches Grundwissen benötigen die Beteiligten für das Projekt?
  • Wie soll dieses Grundwissen vermittelt werden?
  • Wie soll das Projekt medial umgesetzt werden?
  • In welchem Zeitrahmen kann das Projekt umgesetzt werden?
  • Welche räumlichen Möglichkeiten stehen zur Verfügung?
  • Wie sind die technischen Voraussetzungen?

Fach und Unterrichtsthema

Nahezu jedes Fach bietet Anknüpfungspunkte für medienpädagogische Projekte. Besonders eignen sich jedoch Fächer, die Raum für kreatives Arbeiten implizieren (zum Beispiel Kunst, Musik, Deutsch oder Fremdsprachen). Der spielerisch-fantasievolle Umgang mit Medien fördert den Erwerb von Medienkompetenz auf besondere Art und Weise. Eine weitere wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Realisierung eines Medienprojekts ist die Verknüpfung mit der Lebenswelt und den Interessen der Kinder. So bietet es sich zum Beispiel an, mit Grundschulkindern Themen wie Tiere, Natur, Familie und Sport medial umzusetzen. Ältere Kinder und Jugendliche interessieren sich mehr für Inhalte wie Musik, Mode, Stars, Ausbildung und Beruf.

Kompetenz-Anforderungen und Grundwissen der Beteiligten

Für jedes medienpädagogische Projekt müssen konkrete Kompetenz-Anforderungen und damit einhergehende Aufgabenstellungen formuliert werden. Klare Anweisungen sind wichtig, damit insbesondere jüngere Kinder von den vielfältigen inhaltlichen und medialen Möglichkeiten, die jedes medienpädagogische Projekt mit sich bringt, nicht überfordert werden. Es bietet sich an, diese Kompetenzen hinsichtlich inhaltlicher (Fachkompetenz) und medialer Kompetenz (Medienkompetenz) zu unterteilen. Dies sollte immer unter Berücksichtigung des Vorwissens aller Beteiligten geschehen. 

Bei der Realisierung eines Internet-Projekts in der Grundschule müssten Sie zum Beispiel Fragen berücksichtigen wie: Können die Kinder Computermaus und Tastatur bedienen? Wissen sie, wie man einen Link im Internet anklickt oder einen Browser bedient? Sind Sie selbst mit allen potentiellen Risiken eines Internet-Projekts vertraut (Datenschutzproblematik, Kostenfallen, Urheberrechtsverletzungen und vieles mehr)? Fehlende Voraussetzungen sollten inklusive der Lösungsansätze im Konzept notiert werden.

Wahl der Medien

Besonders schwer fällt die Wahl der Medien, die für das Projekt eingesetzt werden sollen. Die Vielzahl an Medienangeboten ermöglicht einerseits eine facettenreiche mediale Beschäftigung mit einer Thematik, bringt aber andererseits auch die Qual der Wahl mit sich. Oft können die medialen Optionen jedoch schon durch die zuvor festgelegten Themen und Kompetenz-Anforderungen eingegrenzt werden. Wird ein eher spielerischer Ansatz gewählt, bietet sich zum Beispiel der Einsatz von Lernsoftware oder die Arbeit mit für Kinder konzipierten Internetseiten an. Eine kreative Herangehensweise kann beispielsweise ein Videoprojekt, die Gestaltung einer Webseite oder das Erstellen eines Hörspiels umfassen. Ausgewählte Beispiele für Medienprojekte finden Sie in der Linkliste (siehe unten) zu diesem Artikel.

Zeitliche, räumliche und technische Möglichkeiten

In welchem Rahmen Sie Ihr persönliches Medienprojekt umsetzen können, hängt natürlich von den zeitlichen Umständen sowie den technischen und räumlichen Gegebenheiten Ihrer Schule ab. Sie sollten deshalb im Vorfeld genau überlegen, wie Sie das Projekt zeitlich einteilen (zum Beispiel am Stück im Rahmen einer Projektwoche oder in einzelnen Unterrichtsstunden verteilt auf das Schuljahr), welche Räumlichkeiten Sie benötigen (Klassenraum, Computerraum, Aula), welche Technik Ihnen zur Verfügung steht und welche Medien Sie benötigen.

2. Schritt: Vorbereitung

Checkliste

Eine gute Vorbereitung ist wichtig für den reibungslosen Ablauf eines Projekts. Alle zu bedenkenden Punkte sollten also im Vorfeld schriftlich festgehalten werden. Die relevantesten Aspekte werden im Folgenden aufgeführt und stehen als Checkliste (Material 3, siehe unten) bereit.

Ablaufplan gestalten

Für die Durchführung eines Projekts ist es sehr hilfreich, den genauen Ablauf Schritt für Schritt zu notieren. Damit Sie eine gute Orientierungsgrundlage haben, sollte dieser mindestens das Thema des jeweiligen Arbeitsschrittes (zum Beispiel: Projekt vorstellen), die Methode zur Umsetzung des Arbeitsschrittes (zum Beispiel: Gespräch Stuhlkreis) und die benötigten Materialien (zum Beispiel: Namensaufkleber) beinhalten. Ergänzend können Sie auch noch Punkte wie die Ziele des Arbeitsschrittes, den Zeitrahmen oder Beispielformulierungen aufnehmen. Eine Vorlage für einen Ablaufplan finden Sie in Material 2 (siehe unten). Außerdem stellen wir Ihnen in der Linkliste (Material 4, siehe unten) ein Beispiel für einen medienpädagogischen Ablaufplan vor.

Aufgabenstellung vorbereiten

Wie schon erwähnt, muss dem Medienprojekt eine konkrete Aufgabenstellung zugrunde liegen, die die festgelegten Kompetenzen widerspiegelt. Die Aufgabenstellung sollten Sie also im Vorfeld ausformulieren und am besten für die Schülerinnen und Schüler auf einem Arbeitsblatt notieren.

Elterninformation und Einverständniserklärung

Viele Eltern stehen dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht mittlerweile positiv gegenüber. Andererseits wirft die Nutzung von Computer und Internet noch immer eine Menge Probleme und Fragen auf, auf die Eltern Antworten suchen. Ein Elternbrief kann diese Bedenken eingrenzen, indem er über die Ziele des Projekts unterrichtet und Eltern auf die Arbeit mit den jeweiligen Medien vorbereitet. 

Falls Sie mit Fotos von Schülerinnen und Schülern arbeiten wollen, die diese abbilden, (zum Beispiel auf einer klasseneigenen Webseite), sind Sie außerdem dazu verpflichtet, eine schriftliche Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten einzuholen. Vorschläge für Elternbrief und Einverständniserklärung finden Sie in der Linkliste.

Materialien und Technik

Bevor Sie Ihr Projekt beginnen, sollten Sie sicherstellen, dass alle im Ablaufplan notierten Materialien vorhanden sind. Auch müssen die technischen Gegebenheiten kontrolliert werden: Funktioniert die Kamera? Können alle benötigten Internetseiten problemlos aufgerufen werden? Nicht selten kommt es vor, dass Medienprojekte durch technische Probleme erheblich beeinträchtigt werden. Machen Sie also im Vorfeld am besten einen kompletten technischen Testdurchlauf - vielleicht sogar begleitet vom Techniker Ihrer Schule.

Inhaltliche Vorbereitung

Wie bereits erwähnt, müssen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts inhaltlich gut vorbereitet werden, damit das jeweilige Thema kompetent vermittelt werden kann. Die Wissensaneignung kann sich dabei sowohl auf inhaltlich-thematische als auch auf mediale Komponenten beziehen. Empfehlenswert ist es daher, sich vorher umfassend auf die Arbeit mit Medien und eventuell damit verbundene Risiken vorzubereiten. Diesbezügliche Linktipps finden Sie ebenfalls in der Linkliste unten. Auf dieser Grundlage können Sie dann auch Ihre Schülerinnen und Schüler mit den wichtigsten Aspekten vertraut machen - entweder in einer im Vorfeld stattfindenden Unterrichtsstunde oder als direkter Bestandteil des Medienprojekts.

3. Schritt: Durchführung

Kinder einbeziehen

Die Schülerinnen und Schüler sollten von Anfang an in die Durchführung des Projekts einbezogen werden. So können zum Beispiel bereits zu Beginn die vorhandenen Kenntnisse und Erwartungen zum jeweiligen Thema aktiviert werden, indem die Kinder in einer Gesprächsrunde ihre Erfahrungen mit der Thematik diskutieren. Gemeinsam kann darauf aufbauend die Vorgehensweise und Bewältigung der Aufgabe überlegt werden. Auch im weiteren Verlauf des Projekts sollten die Schülerinnen und Schüler stets die Möglichkeit haben, eigene inhaltliche oder methodische Vorschläge zur Bearbeitung der Aufgabe einzubringen oder Fragen zu stellen.

Klare Linie mit Raum für eigene Ideen

Durch die stetige Einbeziehung der Kinder kann es natürlich auch zu Änderungen im geplanten Projektablauf kommen. So ist es durchaus denkbar, dass Schülerinnen und Schüler mit einem Arbeitsschritt überfordert sind oder ihre Interessenschwerpunkte nicht den von Ihnen ursprünglich geplanten entsprechen. Sie sollten in solchen Situationen inhaltliche und methodische Variationen zulassen, um Raum für individuelle Interessen, Bedürfnisse und Ideen zu lassen.

Methodenwechsel

Um den Lerneffekt zu erhöhen, empfiehlt sich ein angemessener Methodenwechsel. Konzipieren Sie Ihr Projekt so, dass sich Frontalunterricht, Gruppenarbeit, Partnerarbeit und Einzelarbeit abwechseln. Zwischen den verschiedenen Methoden sollten Sie sinnvolle Phasen der Entspannung einplanen.

4. Schritt: Nachbereitung

Lernerfolge diskutieren

Im Anschluss an das Projekt gilt es, die Ergebnisse des Medienprojekts gemeinsam zu reflektieren. Der Lernprozess und die Lernerfolge sollten diskutiert und beurteilt werden, stets mit Blick auf die Aufgabenstellung, die zu Beginn des Projekts formuliert wurde. Hierfür ist etwa eine Gesprächsrunde sinnvoll, die zum Beispiel auf der Präsentation von Fallbeispielen oder einer kleinen, schriftlichen Umfrage basieren kann. Am Ende der Diskussion sollte ein Fazit stehen, das idealerweise auch einen Ausblick auf zukünftige Medienprojekte gibt.

Lernerfolge dokumentieren

Zur Dokumentation der Ergebnisse bietet sich die künstlerisch-kreative Form an. Falls im Rahmen des Medienprojekts nicht sowieso bereits ein Medienprodukt entstanden ist (zum Beispiel ein Film oder Hörspiel), empfiehlt es sich, die Ergebnisse beispielsweise in Form einer Foto-Collage oder einer Webseite festzuhalten. So können die Lernerfolge jederzeit angeschaut und auch anderen zugänglich gemacht werden.

Lernerfolge präsentieren

Kinder sind stolz darauf, Ihre Lernerfolge anderen präsentieren zu können. Geben Sie Ihnen also die Möglichkeit, Ihre Ergebnisse zum Beispiel im Rahmen eines Elternabends oder vor anderen Schulklassen vorzustellen. Dies bereitet nicht nur den Projektteilnehmenden Freude, sondern motiviert im Idealfall auch andere Schulklassen, Lehrkräfte und Eltern zur interaktiven Beschäftigung mit Medien.