Für immer mehr Kinder ist heute der Umgang mit Smartphone und Tablet-PC eine Selbstverständlichkeit. Laut der FIM-Studie 2011 hat bereits jede vierte Familie mit Vorschulkindern einen Tablet-PC zu Hause, Tendenz weiter steigend. Beliebteste Anwendungen auf den Touchscreen-Geräten sind so genannte Apps. Das Kurzwort App steht für Applikation, d.h. für eine Anwendung oder eine Software, die auf einem digitalen Endgerät genutzt werden kann.

Apps werden in den Appstores der Anbieter Apple oder Android erworben; das Gerät, mit dem man die App kauft, ist dabei mit dem Internet verbunden. Während bei anderen online erworbenen Computerprogrammen nach dem Download in der Regel noch ein Installationsvorgang angestoßen werden muss, bei dem man festlegt, wo das Programm auf dem Computer gespeichert wird und mit welchen Einstellungen es arbeiten soll, läuft dieser Prozess bei den Apps nahezu automatisch ab. Nachdem der Kaufvorgang abgeschlossen ist, findet man auf der Bedienoberfläche ein neues Symbol und durch Berührung kann man die App sofort nutzen. 

Apps sind daher einfach und intuitiv zu benutzen, die Bedienbarkeit, englisch Usability, ist hoch und stellt auch ungeübte Nutzerinnen oder Nutzer kaum vor Herausforderungen. Allerdings ist der gesamte Vorgang auch weniger transparent und oft laufen bei der Nutzung der App Prozesse ab, für die der Nutzer nicht weiß, ob und wie er sie beeinflussen kann. 

Dies ist insbesondere dann zu bedenken, wenn das Gerät - Smartphone oder Tablet-PC - von jüngeren Kindern genutzt wird. Einige Apps nutzen zum Beispiel die Geoinformationsdaten, mit denen das Gerät den jeweiligen Standort des Nutzers für den angebotenen Service lokalisiert. Das ist in vielen Fällen komfortabel, so braucht man beispielsweise nicht mehr selbst zu erfassen, wo ein bestimmtes Foto aufgenommen wurde. Wird das Bild aber weiterverarbeitet und online gestellt, gibt man diese Daten automatisch weiter - und damit möglicherweise Information preis, die man gerne privat gehalten hätte.

Besonders kritisch sind Apps zu betrachten, die bei der Nutzung direkt auf das Internet zugreifen oder den Zugang zum Internet ermöglichen. Kinderschutzprogramme, die heute für mobile Endgeräte wie Tablet-PC oder Smartphone angeboten werden, kontrollieren in der Regel nur die Webinhalte, die über den auf dem Gerät installierten Internetbrowser aufgerufen werden. Andere Kinderschutzprogramme - wie z.B. Safe Eyes für das iPhone - sind selbst als spezieller Internetbrowser realisiert, das heißt, sie bieten nur dann Sicherheit, wenn keine anderen Browser auf dem Gerät installiert sind und der Internetzugang nur über den Browser des Kinderschutzprogramms erfolgt. 

Apps, die den Zugang zum Internet ermöglichen, werden von keinem der beiden bekannten Typen von Kinderschutzprogrammen erfasst. Deshalb ist hier besondere Vorsicht geboten, damit nicht gerade die Eltern, die sich durch das installierte Filterprogramm sicher fühlen, ihren Kindern mit den installierten Apps einen ungesicherten Internetzugang ermöglichen.

Das Risiko, dass ihre Kinder so auf Webseiten mit unerwünschten oder gar schädigenden Inhalten - wie zum Beispiel mit pornographischen oder gewalthaltigen Darstellungen - gelangen, ist jedoch nicht sehr hoch; schwerer wiegt auch hier die Gefahr der unerwünschten Preisgabe von Daten. So gibt es Apps, die den Gerätetyp und die Geräteeinstellungen oder die Benutzungsstatistik bis hin zur E-Mail-Adresse an den Anbieter übertragen. Diese Informationen werden dann oft für die Zustellung von genau auf den Nutzer und dessen vermeintliche Bedürfnisse ausgerichtete Werbung verwendet. Wird der Tablet-PC von mehreren Familienmitgliedern genutzt, kann es schnell dazu kommen, dass die Kleinen mit unangemessenen Angeboten konfrontiert werden. 

Selbst die Übertragung von auf dem Gerät genutzten Passwörtern ist bei einigen Apps üblich. Einige Apps, wie die unter Jugendlichen für schnelle Verabredungen besonders beliebte App "Whatsapp", übertragen die im eigenen Telefonbuch gespeicherten Telefonnummern an den Anbieter ebenso wie Angaben über den jeweils genutzten Mobilfunkanbieter, wieder andere übermitteln die im eigenen Verzeichnis gespeicherten E-Mail-Adressen. Nur bei wenigen Apps kann der Nutzer selbst in den Einstellungen entsprechende Vorgaben machen, um die unerwünschte Datenpreisgabe zu verhindern.

Grundsätzlich gilt daher, dass die vermeintlich so einfach zu bedienenden und nützlichen Apps einen kritischen Blick hinter die Kulissen brauchen, bevor man Geräte, auf denen diese installiert sind, in die Hände von Kindern gibt. Von seinem Äußeren erinnert das iPad stark an die Zaubertafel, die schon mich selbst als Kind und später auch meine Tochter begeistert hat. Das Argument, dass Tablet-PCs und Smartphones nicht für Kinder entwickelt wurden, darf heute nicht mehr zählen, denn mehr als jeder andere Computer sind die Geräte gerade für die Kleinsten attraktiv und werden im Handumdrehen beherrscht. Weder störende Ecken und Kanten noch Kabel oder Anschlüsse, in die sich kleine Kinderfinger verirren könnten, beeinträchtigen die Nutzung. Umso mehr Aufmerksamkeit sollte man den Inhalten widmen, die damit genutzt werden können.

Entwickler von Apps, die diese über einen der Appstores vertreiben wollen, müssen ihre Programme einem aufwändigen Prüfverfahren unterziehen, womit auch die jugendschutzrechtliche Konformität der Angebote sichergestellt werden soll. Ist die App dann erworben und auf dem Endgerät installiert, liegt die Verantwortung für den sicheren und verantwortungsbewussten Umgang damit und für die kindgerechte Nutzung bei den Erwachsenen. Spiele, bei denen man ein Level nach dem anderen erreichen kann, üben auch auf die Jüngsten schon eine besondere Faszination aus. Mit jedem neuen Level steigen die Anforderungen - und gleichzeitig bei den kleinen Spielerinnen und Spielern die Ermüdung. Da darf man auch schon mal "Jetzt ist aber Schluss damit!" sagen und eine nicht digitale Alternative der Unterhaltung wie Vorlesen, Brettspielen oder mit Papier und Buntstift Malen anbieten.

[Ein Beitrag der "Stiftung Digitale Chancen", Februar 2013]