Brutale Spiele und Videos und ihre Wirkung auf Kinder
Überblick
- Welcher Art von Gewalt begegnen Kinder und Jugendliche im Internet?
Umfrage: Wie offen reden Sie mit Ihrem Kind über Gewaltdarstellungen?
- Was fasziniert manche Kinder an gewalthaltigen Spielen (wie Fortnite, GTA)?
- Was bedeutet der Tod im Spiel?
- Wie kann ich mein Kind vor brutalen und grausamen Inhalten schützen?
- Mein Kind hat im Internet etwas Schreckliches gesehen – was kann ich tun?
- Wie rede ich mit meinem Kind darüber?
- Zahlen & Fakten
- Merksätze
- Weiterführende Artikel zum Thema Gewalt in digitalen Spielen
Welcher Art von Gewalt begegnen Kinder und Jugendliche im Internet?
Es gibt relativ viele Orte im Internet mit gewalthaltigen Inhalten.
YouTube: Brutale Videos und nicht-kindgerechte Inhalte
Bei YouTube können Kinder auf brutale Videos stoßen; teilweise gab es sogar nicht-kindgerechte Szenen bei "YouTube Kids".
Messenger-Dienste wie WhatsApp: Gefährliche Videos von Kontakten und in Gruppenchats
Über Messenger wie WhatsApp kursieren grausame Videos. Hierzu zählen Handyvideos, bei denen Prügeleien gezielt inszeniert und für die Veröffentlichung aufgenommen werden – eine Praxis, die als "Happy Slapping" bekannt ist.
Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon Prime: Horror und Action
Plattformen wie Netflix und Amazon Prime bieten nicht nur Unterhaltung, sondern auch Horror- und heftige Actionfilme, die für Kinder nicht geeignet sind.
Gewalttätige Computerspiele: Eine weitere Herausforderung
Auch der Zugang zu gewalttätigen Computerspielen stellt eine weitere Herausforderung dar, die Eltern im Blick behalten sollten.
Nachrichtenseiten: Drastische Bilder und Filme
Sogar auf Nachrichtenseiten begegnen Kinder drastischen Bildern oder Filmen. Auch Meldungen von seriösen Seiten sind nicht immer für Kinderaugen geeignet!
Teilweise gehören gewalttätige Handlungen schon zum kindlichen Alltag. In der Schule werden sie zum Beispiel Zeuge von Mobbing oder Handgreiflichkeiten auf dem Schulhof. Oder zu Hause: Wenn der Sohn am Sonntagabend im Bett liegt, hört er vielleicht trotzdem die Geräusche von Mord und Totschlag beim "Tatort".
Klar ist: Die Heranwachsenden können oftmals schon recht früh zwischen realer und inszenierter Gewalt unterscheiden. Nichts macht Kindern und Jugendlichen aber so viel Angst wie die reale. Und je realistischer eine grausame Szene in einem Film oder einem Spiel von einem jungen Menschen wahrgenommen wird, desto größer kann die Verunsicherung sein.
Wie offen reden Sie mit Ihrem Kind über Gewaltdarstellungen?
Was fasziniert manche Kinder an gewalthaltigen Spielen (wie Fortnite, GTA)?
Die Anziehungskraft von Spielen beruht oft auf Neugier und einer speziellen Form von Adrenalin. Es geht darum, herauszufinden, wie viel Herausforderung man bewältigen kann. Auch Gruppenzwang kann eine Rolle spielen: Was spielen die Freundinnen und Freunde? Wovon wird in der Schulpause gesprochen? Warum darf jeder außer mir spielen?
Generell sind viele Heranwachsende von der Welt der Computer- und Handyspiele fasziniert. Hier können sie Dinge erleben, die ihnen im realen Leben oft verwehrt bleiben: rasante Autofahrten, die Rettung der Welt vor Außerirdischen oder das Führen von Armeen. In solchen Spielen haben Sie eine Macht, die im Alltag oft fehlt. Während sie sich im Alltag vielleicht klein oder schwach fühlen, schlüpfen sie in Spielen in die Haut imposanter Persönlichkeiten und haben das Gefühl von Autonomie.
Auch haben Entscheidungen im virtuellen Raum keine realen Folgen. Im Spiel gibt es viele Leben, aber in der Realität nicht. Die jungen Spielerinnen und Spieler können zwischen Fiktion und Realität in der abgeschlossenen Welt der Spiele gut unterscheiden.
Was bedeutet der Tod im Spiel?
Der Umgang mit dem Tod ist für Heranwachsende ein natürlicher Bestandteil ihrer emotionalen Entwicklung. Eine Auseinandersetzung mit dem Sterben kann dabei helfen, Ängste zu bewältigen und den Umgang mit Verlust zu begreifen.
Fördern Sie das Verständnis Ihres Kindes für den Unterschied zwischen der virtuellen Spielwelt und der Realität. Klären Sie gemeinsam, dass die Konsequenzen im Spiel nicht auf das reale Leben übertragbar sind. Diese Differenzierung ist entscheidend, um Ängste zu mildern und einen gesunden Umgang mit virtuellen Erfahrungen zu ermöglichen. Um Ihr Kind in diesem Prozess zu begleiten, ist es wichtig, offen darüber zu sprechen und Raum für Fragen und Gedanken zu lassen.
Tatsächlich symbolisiert der Tod im Videospiel oft lediglich das Spielende – sei es beim Verlust der eigenen Spielfigur in "Fortnite" oder wenn "Super Mario" mal einen Sprung daneben setzt und abstürzt. Diese Erklärung dient nicht der Verharmlosung, sondern soll vielmehr dazu beitragen, das Verständnis zu vertiefen. Eltern sind nicht dazu verpflichtet, brutale Spiele zu befürworten oder zu erlauben.
Ein bewusster und offener Dialog über diese Themen unterstützt nicht nur die emotionale Entwicklung Ihrer Kinder, sondern fördert auch ihre Medienkompetenz im Umgang mit virtuellen Erfahrungen.
Wie kann ich mein Kind vor brutalen und grausamen Inhalten schützen?
Wählen Sie altersgerechte Inhalte
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind Apps, Spiele und Medieninhalte nutzt, die für sein Alter geeignet sind. Viele Plattformen bieten Altersfreigaben und Filtersysteme an, die Sie einstellen können.
Richten Sie Kindersicherungen ein
Nutzen Sie die integrierten Kindersicherungen von Betriebssystemen, Browsern, Streaming-Diensten und Spielekonsolen. Diese Funktionen ermöglichen es Ihnen, den Zugriff auf unangemessene Inhalte zu beschränken.
Medien gemeinsam entdecken
Entdecken Sie die digitale Welt gemeinsam mit Ihrem Kind, indem Sie Interesse an ihren Aktivitäten zeigen. So können Sie besser verstehen, welche Inhalte es konsumiert, und bei Bedarf eingreifen.
Offene Kommunikation
Führen Sie offene und ehrliche Kommunikation über die Risiken im Internet mit Ihrem Kind. Bitte ermutigen Sie es, Ihnen mitzuteilen, wenn sie auf unangenehme oder beunruhigende Inhalte stoßen, damit Sie angemessen darauf reagieren können.
Begrenzen Sie die Zeit, die sie digitale Geräte und Medien nutzen dürfen
Fördern Sie stattdessen Aktivitäten im Freien, Lesen und soziale Interaktionen.
Nutzen Sie Bildungsangebote
Bilden Sie sich über Bildungsangebote und Initiativen aus, die Eltern helfen, ihre Kinder sicher im Umgang mit digitalen Medien zu schulen.
Nutzen Sie Content-Filter oder spezielle Kinderschutzsoftware, um unangemessene Inhalte zu blockieren.
Empfehlungen für Filter finden Sie in unserem Beitrag "Wie hilfreich sind Filterprogramme?".
Führen Sie regelmäßige Überprüfungen durch
Nehmen Sie regelmäßig Zeit, um die Inhalte zu überprüfen, mit denen Ihr Kind interagiert. So bleiben Sie immer auf dem Laufenden über ihre digitalen Erfahrungen.
Die digitale Welt bietet viele Chancen, aber auch Risiken. Eine proaktive und informierte Herangehensweise kann dazu beitragen, dass Ihr Kind das Internet sicher und verantwortungsbewusst nutzen.
Mein Kind hat im Internet etwas Schreckliches gesehen – was kann ich tun?
In der Medienerziehung hilft eines immer am besten: mit den Kindern reden, im Gespräch bleiben. Gerade wenn der Nachwuchs noch jung ist, geht dies meist noch recht einfach. Eltern sollten offen über das Gesehene sprechen und ihn einordnen:
- Ist Ihr Kind im Netz auf einen bedenklichen Inhalt gestoßen – mit Absicht, aus Versehen oder aus Leichtsinn – sollten Sie ihm zunächst die Schuldgefühle nehmen.
- Erklären Sie, dass manche Videos und Bilder nicht für Kinder geeignet sind. Andere werden gar mit Absicht ins Netz gestellt, um jüngeren Kinder Angst zu machen.
- Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Strategien, um solche Vorkommnisse und Gefahren in Zukunft zu vermeiden. Dies stärkt nicht nur die Schutzmechanismen, sondern fördert auch die Medienkompetenz Ihres Kindes.
Manchmal aber reicht das Sprechen nicht aus – besonders, wenn das Gesehene starke Albträume verursacht. Kann das Kind nicht mehr schlafen? Nässt es ein? Und wirkt es in sich zurückgezogen? Nehmen Sie Alarmzeichen ernst und suchen Sie professionelle Unterstützung, um Ihrem Kind angemessen zu helfen.
Wie rede ich mit meinem Kind vorbeugend über angstmachende Inhalte im Internet?
Angst nachvollziehen!
Was machen Gewaltdarstellungen in Filmen und Spielen mit der Seele der Heranwachsenden? Angst, manchmal sogar große Angst. Um das emotional nachzuvollziehen, machen Sie ein Experiment: Schließen Sie kurz die Augen und erinnern Sie sich an den ersten Film, der Ihnen eine Riesenangst eingejagt hat. Wer sich daran erinnert, weiß genau, wie beklommen es sich damals angefühlt hat. Warum sollte das bei brutalen Spielen und YouTube-Videos anders sein?
Erzählen Sie Ihrem Kind von Ihren Erfahrungen und sprechen Sie gemeinsam über solche Ängste.
Regeln aufstellen
Setzen Sie klare Regeln für die Internet- und Handy-Nutzung fest, wobei auch das Thema "Gewaltdarstellungen" berücksichtigt wird. Besprechen Sie:
- erlaubte Spiele,
- Nutzung von YouTube und die Wahl zwischen der regulären Version und YouTube Kids,
- genehmigte Filme,
- den Einsatz von technischem Kinderschutz, wie Einstellungen an Tablet, Konsole und Smartphone oder einer geeigneten App.
Jedes Kind ist einzigartig und geht unterschiedlich mit Ängsten um. Entscheiden Sie, wie viel Spannung für Ihr Kind angemessen ist, und passen Sie die Regeln entsprechend an. Ein wenig aufregendes Kribbeln kann sogar positiv sein.
Beim Erstellen von Regeln kann unser Mediennutzungsvertrags behilflich sein:
Zahlen & Fakten
Für die KIM-Studie 2022 wurden in ganz Deutschland zwischen dem 2. September und 21. Oktober 2022 insgesamt 1.219 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren und deren primäre Erziehungsperson befragt. Hier sind die Schlüsselergebnisse, bezogen auf digitale Spiele im Alltag der Kinder:
Digitale Spiele im Alltag von Kindern:
- 60% der Kinder spielen regelmäßig digitale Spiele, täglich sogar knapp ein Viertel.
- Jungen sind mit 70% regelmäßigen Spielern im Vorteil gegenüber Mädchen (48%).
- Die Affinität zu digitalen Spielen steigt mit dem Alter deutlich an.
Beliebte Spieloptionen:
- Handyspiele sind Spitzenreiter, wobei drei von fünf Kindern sie regelmäßig spielen.
- Konsolen- und PC-/Laptopspiele sind ebenfalls populär, während Tabletspiele weniger verbreitet sind.
Top-Favoriten unter den Spielen:
- "Minecraft" führt die Liste an (17%), gefolgt von "FIFA" (15%) und "Fortnite" (9%).
- Jungen bevorzugen oft "FIFA", "Minecraft" und "Fortnite", während Mädchen "Die Sims" und "Candy Crush" favorisieren.
Geschlechts- und Altersunterschiede:
- Jungen spielen häufiger Konsolen- und PC-/Laptopspiele als Mädchen.
- Die tägliche Nutzung von Handy-/Smartphonespielen steigt mit dem Alter (6-7 Jahre: 13%, 12-13 Jahre: 41%).
Herausforderungen bei der Alterskennzeichnung:
- 69% der Kinder haben Alterskennzeichnungen bemerkt.
- 45% haben Spiele gespielt, für die sie zu jung waren.
- Eltern finden Alterskennzeichnungen zu 73% hilfreich, 48% davon sehr hilfreich.
Elterliche Perspektive und Unsicherheiten:
- 44% der Eltern denken fälschlicherweise, dass die Altersbeschränkung eine pädagogische Empfehlung ist.
- Bei Online-Spielen gibt es keine vorgeschriebene Altersfreigabe.
- Nur 26% der Eltern informieren sich vorab über die Altersfreigabe von Online-Spielen.
Dies sind Ergebnisse der KIM-Studie 2022 (Kindheit, Internet, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), einer Kooperation der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR). Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Kinder in Deutschland ab.
Merksätze
Digitale Welt im Blick behalten
Kinder sollten keinen Zugang zu Spielen und Apps mit USK 16 oder USK 18 sowie Filmen mit FSK 16 oder FSK 18 haben. So wird gewährleistet, dass sie altersgerechte Inhalte konsumieren.
Alterskennzeichen verstehen
USK und FSK sind keine pädagogischen Empfehlungen, sondern geben an, ab welchem Alter die Nutzung jugendschutzkonform ist. Verwenden Sie diese als Orientierung, um Inhalte mit gewalttätigen oder sexuellen Darstellungen zu filtern.
Jugendschutz als Schutzmaßnahme
Um eine angstfreie Kindheit zu fördern, ist es entscheidend, Kinder vor potenziell beunruhigenden Inhalten zu schützen. Ein bewusster Umgang mit digitalen Medien ist dabei unerlässlich.
Verständnis statt Vorwürfe
Wenn Kinder Ängste oder Albträume aufgrund von Gewaltdarstellungen entwickeln, sind offene Gespräche wichtig. Statt Vorwürfen bieten Verständnis und gemeinsame Lösungen einen konstruktiven Ansatz.
Reale Gewalt als besondere Herausforderung
Reale Gewalt macht Kindern mehr Angst als inszenierte. Daher ist es entscheidend, einen ausgewogenen Zugang zu Medien zu fördern und Eltern sollten auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen.
Bewusstsein für den Unterschied
Kinder sind sich oft des Unterschieds zwischen Gewaltdarstellungen im Spiel und realer Gewalt bewusst. Dies sollte jedoch nicht als Freibrief für ungehinderten Zugang zu Inhalten dienen.
Elterliche Verantwortung betonen
Die Auswahl von Spielen und Apps erfordert verantwortungsbewusstes Handeln der Eltern. Geben Sie Ihrem Kind klare Richtlinien und unterstützen Sie sie bei der sicheren und altersgerechten Nutzung digitaler Medien.