Das sollten Eltern wissen, wenn das Kind das Internet nutzen darf!

"Das hab ich doch nur im Chat geschrieben. Sagen würde ich das natürlich nie."

"Ich weiß einfach nicht, woher mein Kind diese Ausdrücke hat."

"Na, so etwas muss aber auch mal gesagt werden – auch wenn die Ausdrücke schon etwas hart sind!"

Kraftausdrücke, Beleidigungen und sprachliche Erniedrigungen – Lehrerinnen und Lehrer in vielen Grundschulen stellen fest, dass Kinder oft eine Sprache benutzen, die nicht zu ihrem Alter passt. Dafür kann es verschiedene Ursachen geben: zum Beispiel eine extrem raue Sprache, die teilweise im Internet benutzt wird, auch Hate Speech oder (deutsch) Hassrede genannt.


Die wichtigsten Fragen zum Thema "Kinder und Hate Speech (Hassrede)"

Was ist Hate Speech?

"Hate Speech" ist englisch und heißt übersetzt "Hassrede". Gemeint ist eine Sprache im Internet, mit der vor allem Personengruppen bewusst angegriffen und beleidigt werden. Das kann eine Gruppe als Ganzes sein oder auch Einzelpersonen, die bestimmten Gruppen zugeordnet werden: aufgrund ihrer Religion, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, Hautfarbe, Zugehörigkeit zu einer Partei usw.

Mit abwertenden, aggressiven und menschenverachtenden Äußerungen werden sie angegriffen, teilweise wird sogar zu Gewalttaten aufgerufen. Hate Speech kann überall dort auftauchen, wo Menschen im Internet eigene Inhalte hochladen oder ihre Meinung veröffentlichen.

Kommen denn schon junge Kinder mit Hate Speech oder Hassrede in Berührung?

Im Durchschnitt dürfen Kinder mit knapp 10 Jahren Handy bzw. Smartphone, Tablet und Internet nutzen, mit knapp 11 Jahren YouTube, mit 12 bzw. 13 Jahren Snapchat und Instagram. Gerade mit dem Smartphone öffnet sich für Kinder auch der eigene, oft unbeaufsichtigte Weg ins Internet. Eine Begegnung mit Hate Speech ist dann kaum noch zu verhindern.

Hasserfüllte Kommentare finden sich zum Beispiel

  • unter Fotos und Videos bei Instagram und YouTube,
  • unter Texten bei Facebook oder anderen Sozialen Netzwerken,
  • in Online-Spielen mit Chat-Funktionen. Hier nimmt das Beleidigen anderer Spieler teilweise erschreckende Ausmaße an.

Grundschulkinder sollten solche Angebote deshalb möglichst noch gar nicht allein nutzen. Sie können durch schlechte Erfahrungen verunsichert oder verängstigt sein. Kinder haben zwar ein Recht auf Privatsphäre, aber der Austausch mit den Eltern sollte immer bestehen bleiben. Voraussetzung dafür ist, dass die Eltern Bescheid wissen, welche Angebote die Kinder nutzen und wie sie damit klarkommen.

Was kann Hate Speech bewirken?

Hate Speech kann Personengruppen herabsetzen und beleidigen, aber auch einzelne Personen "fertigmachen". Manche Personen halten den Druck, der durch Beleidigungen und Falschmeldungen über sie erzeugt wird, nicht aus und ziehen sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück.

Vielleicht wird Ihr Kind nicht direkt beleidigt, sondern bekommt nur die Hassrede gegen andere mit. Trotzdem sollte dies in seiner Wirkung nicht unterschätzt werden. Kinder müssen sich ihre Meinung zu einzelnen Themen noch grundlegend aneignen. Daher sind sie durch Hate Speech schnell verunsichert und teilweise auch verängstigt. Oder sie übernehmen unüberlegt Ausdrucksweisen und werden dadurch in Konflikte verwickelt.

Wie sollten Kinder und Eltern mit Hassrede umgehen?

Das Wichtigste ist, dass Kinder und Eltern miteinander im Gespräch bleiben, wenn es um gute oder schlechte Erfahrungen im Internet geht.

Einen Anlass für ein Gespräch über Hate Speech kann die tägliche Erfahrung bieten: Kinder kennen aus dem Alltag Schimpfwörter, Beleidigungen und eventuell auch Mobbing. Sie sind sich aber nicht immer deren Wirkung und Folgen bewusst. Diese Folgen sollten Eltern mit ihnen besprechen. Denn: Wie im Alltag muss auch für das Internet ein respektvoller und wertschätzender Umgang erst einmal trainiert und dann auch eingehalten werden. Streit ist okay, aber er sollte nach Möglichkeit fair und konstruktiv ablaufen, ohne Beleidigungen und Verletzungen.

Manche Beleidigungen oder Herabsetzungen sind allerdings nicht leicht zu erkennen, gerade wenn es sich um seriös wirkende Falschmeldungen (Fake News) handelt. Hier gilt es, Kindern den kritischen Umgang mit Meldungen insgesamt nahezubringen. Texte, Filme oder Bilder dürfen nicht vorschnell weitergeschickt oder kommentiert werden.

Hasserfüllte Beiträge können bei den meisten Angeboten gemeldet und gelöscht, Nutzer blockiert oder bei den Betreibern gemeldet werden.


Gemeinsam nett sein!

Eigentlich lebt es sich am besten ohne Beleidigungen und ohne Beschimpfungen, da werden ihre Kinder Ihnen sicher zustimmen. Leider wird das im Internet von vielen nicht beachtet. Hier fällt es offenbar leichter, andere zu beleidigen, weil man ihm nicht ins Gesicht schaut.

Das Internet-ABC hat ein paar Regeln für ein friedvolles Miteinander im Internet gesammelt. Sie können sich innerhalb der Familie auf diese Regeln einigen oder Ihr Kind anregen, mit Freunden darüber zu sprechen. Dann gibt es auch weniger Frust und weniger Streit.

Wichtig ist es, bereits in der Familie auch andere Meinungen gelten zu lassen sowie faire und gleichberechtigte Diskussionen zu führen, bei denen alle ernst genommen werden.


Eine kleine Checkliste für Eltern

  • Vor allem Grundschulkinder bei der Internetnutzung begleiten!
  • Kinder nur altersgerechte Apps und Internetseiten nutzen lassen und diese zu Beginn gemeinsam auswählen!
  • Eventuell sollte eine Kinderschutz-App auf das Smartphone geladen werden, um unangemessene Inhalte zu vermeiden!
  • Bei rohem Sprachgebrauch nachfragen: Wo hat das Kind den Begriff / die Ausdrucksweise her?
  • Keine Scheu haben, hetzerische Begriffe / Äußerungen und deren Zusammenhänge zu erklären!
  • Gegebenenfalls auch das Gespräch mit der Schule / dem Klassenlehrer oder der Klassenlehrerin suchen, um Auffälligkeiten zu besprechen.

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