Soziale Medien sind Privatsphäre

Kommunikation über WhatsApp oder Facebook bedeutet für Schülerinnen und Schüler, sich über ihre Alltagsthemen auszutauschen. Dementsprechend veröffentlichen sie Inhalte, die eindeutig in den Raum ihrer Privatsphäre gehören. Dazu gehören neben den Chats innerhalb ihres Freundeskreises auch Unterhaltungen in Familien-, Sport- oder Klassengruppen. In diesem geschützten Rahmen posten sie Inhalte oft sehr spontan und verwenden alterstypische Sprache, Abkürzungen und Symbole.

"Unterhaltungen" mit Lehrkräften gehören meist nicht zu dieser Privatsphäre. Für die Kommunikation mit Lehrkräften gelten für sie andere "Kommunikationsformen", die wenig mit den privaten Umgangsformen zu tun haben. Kommunizieren Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler über WhatsApp oder Facebook, stellt das zunächst beide Seiten vor Herausforderungen, für die es eigene "Spielregeln" zu entwickeln gilt.

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Professionelle Distanz wahren

Wenn sich Lehrkräfte entschließen, mit Schülerinnen und Schülern über Soziale Netzwerke zu kommunizieren, sollten sie sich überlegen, inwieweit sie Teil dieser Privatsphäre werden bzw. welche Grenzen sie bei dieser Art der Kommunikation ziehen wollen und müssen.

Grundlegend ist dabei, einen professionellen und  verantwortungsvollen Umgang mit Vertrautheit und Distanz, wie er im Schulalltag gelebt wird, beizubehalten. Klare Regeln, die mit den Schülerinnen und Schülern abgesprochen werden, können dazu beitragen, dieses professionelle Verhältnis beizubehalten.  Dabei ist vor allem wichtig, dass sich Lehrkräfte nicht "aufdrängen" und "Freundschaften" bzw. Gruppenchats aufgrund ihrer Autorität als Lehrkraft einfordern. 

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Lehrkräfte als "Kumpel"?

"Freundschaften" über Facebook und die persönliche Chatfunktion über den Austausch der Handynummern bei WhatsApp dienen gewöhnlich einer sehr persönlichen, freundschaftlichen Unterhaltung. Insofern stellt sich die Frage, ob bei der Verwendung dieser Kommunikationsform zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern nicht eine Nähe suggeriert wird, die einem professionellen Verhältnis, dem neben Nähe auch eine bewusste Distanz zu eigen ist, widerspricht. Private Chatpartner werden von Schülerinnen und Schülern meist als Freundinnen oder Freunde gesehen.

Trifft diese Einschätzung aber auch auf das Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern zu? Können Schülerinnen und Schüler mit einer privater Umgehensweise im Chat und der "offiziellen" Kommunikation mit der Lehrkraft in Schule und Unterricht umgehen? Oder wird hier eine persönliche Nähe suggeriert, die sich im schulischen Alltag nicht tragen lässt?

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Ungleichheit vermeiden

Durch persönliche "Freundschaften" und Chats entsteht für Schülerinnen und Schüler eventuell auch der Eindruck, die Lehrkraft nun auch privat und besser als der Rest der Klasse zu kennen. Wie reagieren aber andere Schülerinnen und Schüler auf diese "Sonderrolle"? Und welche Kriterien legt eine Lehrkraft an, um "Freundschaften" anzunehmen oder abzulehnen? Werden alle Schülerinnen und Schüler zu "Freundinnen oder Freunden"?

Letztendlich müssen Lehrkräfte diese Frage für sich beantworten. Um die Fragen und Probleme, die ein persönlicher Kommunikationsweg mit einzelnen Schülerinnen und Schüler mit sich bringt, zu vermeiden, scheint es angebrachter, mit der gesamten Klasse zu kommunizieren und dafür Gruppenfunktionen zu nutzen. 

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