Ein Trend an Schulen ist die Ausstattung sogenannter Tablet-Klassen. Hier wird eine Klasse mit mobilen Geräten ausgestattet und der Einsatz der Geräte programmatisch umgesetzt. Diese Variante hat meist Pilotcharakter und bietet sich zur Erprobung und zum Experimentieren mit den Einsatzmöglichkeiten und Anwendungen an.

Aus pädagogischer Sicht gibt es verschiedene Kriterien, die im Vorfeld zu bedenken sind:

Welches Betriebssystem für mobile Geräte?   

Die Frage nach dem geeigneten Betriebssystem ist heikel, da es in diesem Bereich durchaus auch um persönliche Vorlieben und technische Gewohnheiten geht, die nicht immer rational sind.

Das Apple-Betriebssystem iOS und auch die unterschiedlichen Android-Systeme stellen die multimedialen Anwendungen der nutzenden Personen in den Vordergrund. Besonders das Einbinden von Video- oder Audiodateien in einem Dokument oder eBook sind hier intuitiv und einfach umzusetzen.

Das Arbeiten mit Windows 8.1-Tablets kann sehr gut als Ersatz von Laptops dienen. Besonders gut funktioniert hier die Anbindung an die an Schulen gängigen Office-Programme auf vorhandene Standrechner, da der direkte Zugriff auf das Dateisystem möglich ist.

Leider führt die Kombination von Datei-Formaten aus unterschiedlichen Betriebssystemen oft zu Schwierigkeiten, die das Unterrichtsgeschehen stören. Die Videodateien eines iPads auf (bereits vorhandenen) Windows-Standrechnern zu bearbeiten kann technische Hürden mit sich bringen. Daher kann es sinnvoll sein, bei der Ausstattung mit Tablets besser in der bereits vorhandenen „System-Familie“ zu bleiben.

Die bewusste Nutzung von mehreren Betriebssystemen stellt aber auch die technische Vielfalt aus dem Alltag dar und kann den Nutzern Möglichkeiten zur Kompetenzerweiterung bieten. Sich auf ein Betriebssystem auszurichten, erleichtert jedoch die Administration der ohnehin nötigen und bestehenden Software-Updates. Im schulischen Alltag ist dies eine nicht zu unterschätzende Kostenstelle bzw. Zeitressource.

Bei Android-Geräten bieten die Hersteller unterschiedliche Modalitäten an.

Akku, Gewicht und Bildschirmgröße   

Das Gewicht ist abhängig von der Bildschirmgröße, die meist zwischen 7 und 12 Zoll liegt. Für einfache multimediale Anwendungen wie Videoaufnahmen sollte das Gewicht nicht mehr als 600 Gramm betragen und eine Bildauflösung im Full HD (mindestens 1920 x 1080 Pixel) gewährleisten.

Insbesondere bei jüngeren Kindern in der Grundschule oder Kindern mit Handicaps ist das Gewicht relevant und sollte bei der Anschaffung ein Kriterium sein. Die Akkulaufzeit soll mindestens einen Schultag ausreichen.

Kamerafunktion

Eine Frontkamera mit mindestens 2 Megapixeln sollte als Standard mit an Bord jeden Gerätes sein, eine rückwertige Kamera (Auflösung mindestens 5 Megapixel) dient darüber hinaus für Videoaufnahmen im Rahmen von Rollenspielen, Versuchen oder Dokumentationen).

Funkverbindung

Wi-Fi gehört zu den Standards (802.11a/g/n bzw. a/c). Mehr Kosten, aber auch mehr Bandbreite bietet der Standard 802.11ac. Für die Verbindung zwischen Apple TV oder HDMI Stick dient eine Bluetooth-Schnittstelle. Die Funkverbindung ermöglicht die Darstellung des Tablet-Bildschirminhalts auf den Beamer oder der Anschluss von Tastaturen oder Lautsprechern.

Mobilfunkmodem

Ein eingebauter SIM-Kartenschacht kann den Gerätepreis mit bis zu 100,- EUR erhöhen. Dafür wird kein Schul-WLAN benötigt, es entstehen aber Kosten für SIM-Karten. Zu klären ist daher, ob Schüler die Internet-Nutzung auch außerhalb des Schulgebäudes benötigen oder ggf. zuhause WLAN zur Verfügung steht.

Für den Einsatz in der Grundschule sollten Lehrkräfte, Schulleitung und Eltern hier gemeinsame Ideen sammeln, ein Nutzungskonzept aufstellen und auch damit Fragen dieser Art vor dem Einsatz im Unterricht gemeinsam bzw. mit IT-Partnern klären.

Sensoren

Die vielseitigen Sensoren an Tablets sind unsichtbare Helfer, die im Unterricht zum Einsatz kommen können:

  • In der Handhabung ermöglicht der Gyrosensor die intelligente Drehung des Displays, was das Sichten von Videos und Fotos im Querformat ermöglicht.
  • Die GPS-Funktion ist Kindern durch die Nutzung von Navigationssystemen im Alltag bekannt und in den meisten Familien regelmäßig im Einsatz. Das Erstellen von digitalen Schnitzeljagden mit GPS ist für das Verarbeiten von Lerninhalten mit der App Actionbound geeignet. (Anleitungen zu dieser Art der Mediennutzung werden im Medienpädagogischen Praxisblog beschrieben.)
  • Die Beschleunigungsmessung mit dem Akzelerometer oder auch G-Sensor ist für physikalische Experimente geeignet. Apps wie "Sensor Kinetics" oder "SpeedView GPS Speedometer" (Android) oder "BMW M Power Meter" können das Interesse der Kinder an naturwissenschaftlichen Themen befördern. Eigene Experimente können auch Grundschüler mit diesen und ähnlichen Apps ausprobieren.

Stift, Tastatur, Hülle und weitere Anschlüsse 

Digitale Stifte können als Eingabehilfen dienen und für kreative Anwendungen wie Malen, Zeichnen, handschriftliche Texteingabe von Vorteil sein. Der Verlust dieser Kleinteile kann allerdings zu weiteren Kosten führen. Sorgen Sie für eine entsprechende Befestigung und recherchieren Sie die zusätzlichen Kosten für eine Neuanschaffung.

Gleiches gilt für eine mobile Tastatur: Eine Anbindung erfolgt per Docking Stadion oder per Bluetooth. Eine Tastatur dient zur schnelleren Texteingabe und Bedienung der Nutzeroberfläche. Prüfen Sie den Bedarf gründlich. Dies gilt für Schutzhüllen, die es in unterschiedlichen Qualitäten gibt. Micro-SD-Karten können als zusätzliche Speicher fungieren (iOS), Windows bietet dazu meist SSD-Festplatten.

Anwendungen (Apps)   

Die Auswahl der Apps ist sehr individuell. Eine Standardauswahl sollten Fachteams gemeinsam festlegen, unabhängig vom Betriebssystem. Einigen Sie sich auf eine Standardkonfiguration für die Schule und halten Sie sich die Option für individuelle Downloads offen. Dabei sind die Lizenzen für Bildungseinrichtungen zu beachten.

Standardanwendungen sollten fächerübergreifend nutzbar sein, beispielsweise Comic-Apps wie "Comic Book" zur Dokumentation, "Book Creator" für jede Form der Verschriftlichung von Geschichten, Rezensionen oder eigenen Zusammenfassungen zu den entsprechenden Lernthemen.

Sicherheit: Wie können Tablets möglichst kindersicher ausgestattet werden?   

Windows Tablets können Sie über den Desktopbetrieb mit entsprechenden Sicherheitseinstellungen sichern. Möglicherweise bieten sich Gruppenrichtlinien in einem pädagogischen Netzwerk für diese Verwaltung an. Hier kann die Abstimmung mit einem externen IT-Dienstleister sinnvoll sein. Anregungen erhalten Sie auf der Seite www.klicksafe.de.

iOS und Android bieten verschiedene Managementsysteme mit Standardeinstellungen zur Sicherung (bspw. Time for Kids). Informieren Sie sich auch über mögliche Sicherheitslücken. Ein „sicheres“ Netzwerk motiviert Schüler durchaus, genau diese Lücken zu finden. Eine gezielte Recherche nach „How-to-Videos“ auf Videokanälen wie Youtube kann dabei hilfreich sein und bestärkt die Annahme, dass es eine absolute Sicherheit nicht gibt. Allein das Nutzen von Shortlinks durch Link-Verkürzer (URL Shortener) ermöglicht pfiffigen Kindern die Nutzung von Facebook etc. trotz einer eingerichteten Schwarzen Liste (Black List).

Weitere Informationen für Eltern und die Internetsicherheit zuhause finden Sie auch auf der Seite des Internet ABC:

  • Internet-ABC: Sicherheitseinstellungen am Rechner
  • Internet-ABC: Kindersichere Smartphones (gilt in vielen Punkten auch für entsprechende Tablets)